Anschwimmen gegen Personalmangel in Karlsruher Bädern

Die CDU-Gemeinderatsfraktion Karlsruhe beantragt:

  1. Die Stadtverwaltung legt in einem Kurzbericht dar, wie sich der derzeitige Fachkräfte- und Personalmangel auf die einzelnen Einsatzbereiche (z.B. Kassenbereich, Beckenaufsicht, Technik und Anlagenwartung usw.) der Karlsruher Bäder auswirkt und welche Gegenmaßnahmen sie eingeleitet hat.
  2. Die Stadtverwaltung prüft, ob und unter welchen beruflichen Anforderungen zur Deckung des Personalbedarfs auch Unternehmen in der Region angefragt werden können, deren Personal geschäfts- oder saisonbedingt im Sommer weniger nachgefragt wird.
  3. Die Stadtverwaltung prüft, ob für den technischen Betrieb auch kommunale Wassermeister oder externe Dienstleister zum Einsatz kommen können.
  4. Die Stadtverwaltung prüft, ob die Einführung von online buchbaren Tickets dazu beitragen kann, möglichen Personalengpässen im Kassenbereich entgegenzuwirken.
  5. Die Stadtverwaltung tritt in Kontakt mit der derzeit forschenden Projektgruppe des Bundesinstituts für Berufsbildung. Anschließend berichtet sie im Bäderausschuss über neueste Erkenntnisse und Potenziale zur Attraktivierung des Ausbildungsberufs und überprüft diese auf ihre zeitnahe Anwendbarkeit in Karlsruhe.

Sachverhalt/Begründung

Bundesweit führt der Fachkräfte- und Personalmangel auch im Jahr 2023 wieder dazu, dass Schwimmbäder zeitweise oder dauerhaft schließen müssen. Um Personal zu gewinnen, machen die Karlsruher Bäderbetriebe in den Medien bereits umfänglich auf sich aufmerksam. Dennoch führt der Personalmangel auch bei uns zu ersten Konsequenzen: mit dem Beginn der Freibadsaison ist es voraussichtlich so geregelt, dass das am stärksten frequentierte und attraktivste Bad, das Rheinstrandbad Rappenwört, an einigen Tagen unter der Woche geschlossen sein wird. Außerdem soll das Freibad in Rüppurr täglich kürzer geöffnet sein und die Hallenbäder in Neureut, Grötzingen und Durlach für den öffentlichen Betrieb ganz geschlossen sein.

An sich zählt der Betrieb von Schwimmbädern zwar nicht zu den Aufgaben der kommunalen Daseinsvorsorge. Dennoch stehen die Karlsruher Bäder für Lebensqualität und gehen mit Blick auf die Förderung der Schwimmfähigkeit von Kindern auch über bloßes Freizeitvergnügen hinaus. Insofern wollen wir dazu beitragen, dass sich die Situation wieder stabilisiert, um auch dauerhaft zu einem Normalbetrieb zu finden. Daher regen wir folgende kurz- und mittelfristige Lösungen an:

Kurzfristige Stabilisierung: Personalmangel in Schwimmbädern muss sich nicht allein am Beckenrand bemerkbar machen, sondern kann auch im Bereich des technischen Betriebs oder im Kassenbereich auftreten. Um grundsätzlich einen Überblick über die Personalsituation in den Bädern zu erhalten, regen wir einen Kurzbericht an, aus dem hervorgeht, in welchen Einsatzbereichen es an Personal mangelt. Daraus abgeleitet, beantragen wir, dass die Stadtverwaltung prüft, ob zur Deckung des Personalbedarfs auch Unternehmen in der Region angefragt werden können, die aufgrund ihrer Geschäftsart in der Sommersaison Personal zur Verfügung stellen könnten. Hierbei denken wir zum Beispiel an die Hotellerie oder an Betreiber von Eishallen oder Fitnessstudios. Wichtig ist dabei auch die Klärung, welche beruflichen Voraussetzungen diesbezüglich erfüllt sein müssen. Weiterhin beantragen wir die Prüfung, ob auftretendem Personalmangel im technischen Bereich etwa durch externe Dienstleister oder kommunale Wassermeister begegnet werden kann. Gleichzeitig regen wir die Prüfung an, inwiefern der Einsatz von online buchbaren Tickets für die Karlsruher Bäder zu einer personellen Entlastung im Kassenbereich führen kann.

Langfristige Stabilisierung: Die Zukunft von Schwimmbädern kann langfristig nicht durch den Einsatz von Studierenden, Freiwilligen oder Ferienjobbern sichergestellt werden. Vielmehr sollten wir einen Fokus darauf legen, das Berufsbild des Fachangestellten für Bäderbetriebe noch weiter zu stärken, da laut Bundesverband Deutscher Schwimmmeister e.V. bundesweit aktuell rund 3.000 Fachkräfte für einen regulären Betrieb fehlen. Diesbezüglich erforscht das Bundesinstitut für Berufsbildung im Auftrag verschiedener Bundesministerien (BMBF, BMI, BMWi) derzeit Möglichkeiten zur Novellierung der Aus- und Fortbildung im Bereich Bäderbetriebe, deren Ausbildungsordnung aus dem Jahr 1997 dringend überarbeitet werden muss.

Im laufenden Forschungsprojekt („2.2.380 Voruntersuchung der beruflichen Aus- und Fortbildung im Bereich der Bäderbetriebe“ – Beschreibung: https://www.bibb.de/dienst/dapro/daprodocs/pdf/at_22380.pdf) soll es unter anderem darum gehen, das Berufsbild weiterzuentwickeln und beispielsweise dahingehend zu öffnen, dass der anschließende Einstieg in technische Berufe oder in Heil- und Pflegeberufe erleichtert wird. Von einer Ausweitung der beruflichen Qualifizierungsmöglichkeiten versprechen wir uns, dass das Bild des Fachangestellten für Bäderbetriebe langfristig noch attraktiver wird. Aus diesem Grund beantragen wir, dass sich die Stadtverwaltung mit dem Bundesinstitut für Berufsbildung abstimmt und im Bäderausschuss über neueste Erkenntnisse, konkrete Potenziale zur Attraktivierung des Ausbildungsberufs und deren zeitnahe Anwendbarkeit in Karlsruhe berichtet.

Unterzeichnet von:
Stadtrat Detlef Hofmann
Stadtrat Karsten Lamprecht
Stadtrat Sven Maier
Stadtrat Thorsten Ehlgötz
sowie CDU-Gemeinderatsfraktion