Wertstoffchaos lässt Fragen offen

Wie es die Karlsruher bis vor kurzem gewohnt waren, werden viele Wertstofftonnen künftig wieder regulär abgeholt: soweit die gute Nachricht. Die schlechte Nachricht lautet, dass die Stadt für mehr als 6.000 Haushalte noch keine Lösung hat. Denn diejenigen Haushalte, deren Tonne zu weit entfernt abgestellt wird oder über mehrere Treppenstufen zu ziehen ist, fallen vorerst aus dem Vollservice heraus.

Dabei wurde den Bürgern doch zugesagt, dass sich durch den gesetzlich vorgeschriebenen Zuständigkeitswechsel vom städtischen Team Sauberes Karlsruhe (TSK) auf ein Privatunternehmen nichts ändern würde. Also haben wir die Rathausspitze per Änderungsantrag erfolgreich dazu aufgefordert, schnellstmöglich Lösungen für die betroffenen Haushalte auszuarbeiten. Denn das Chaos dauert schon viel zu lange an und wirft einige Fragen auf: Wieso hat die GRÜNE Umweltbürgermeisterin die Details zum historisch gewachsenen Vollservice in Karlsruhe nicht im Vorfeld an die zuständigen Stellen weitergegeben? Wie groß wäre das Chaos erst geworden, wenn GRÜNE, SPD und LINKE die Wertstofftonne im letzten Jahr tatsächlich abgeschafft und stattdessen die Gelbe Tonne eingeführt hätten, in die noch weniger Wertstoffe als bisher eingeworfen werden dürfen? Noch mehr nichtgeleerte Tonnen wären die Folge gewesen.

Tatsache ist auch, dass die städtischen TSK-Müllwerker mit der Sonderleerung den Karren aus dem Dreck ziehen mussten: für eine Verwaltung, die sich hinter ihrem Oberbürgermeister wegduckt. Jetzt haben wir den Schlamassel, dass für Wertstoffe andere Abholregeln gelten als für Bio- oder Restmüll, der weiterhin vom TSK eingesammelt wird: ganz egal, wo die Tonne steht.

Diese Ungleichbehandlung führt dazu, dass unsere städtischen Müllwerker durch den Mehraufwand grundsätzlich schlechter gestellt werden. Dabei sind wir zum einen natürlich froh, dass die Karlsruher künftig nicht mehr im Wertstoffchaos untergehen – insofern war unsere Zustimmung im Gemeinderat auch richtig, während die sture Ablehnung von FDP und FW|FÜR überhaupt nichts zur akuten „Brandbekämpfung“ beigetragen hat. Zum anderen darf die Ungleichbehandlung der TSK-Mitarbeiter aber kein Dauerzustand werden. Dabei müssen wir uns ehrlich fragen: Muss sich hier nicht auch in Zukunft generell etwas ändern? Bis dahin fordern wir Lösungsstrategien durch das verantwortliche Dezernat, das sowohl die Bürger als auch den Gemeinderat erst in diese missliche Lage versetzt hat.

Sven Maier
Stadtrat
CDU-Fraktion