Maßnahmen gegen das Schilfsterben am Knielinger See

Anfrage:

  1. Wie haben sich die Schilfbestände an den unter Naturschutz stehenden Gewässern auf der Gemarkung der Stadt Karlsruhe in den letzten Jahren entwickelt?
  2. Wie wirkt sich der Rückgang des aquatischen Schilfs im Naturschutzgebiet Knielinger See (Altrhein Maxau) auf die Artenvielfalt von Fischen, Vögeln und Insekten aus?
  3. Welche Erkenntnisse liegen der Stadtverwaltung über die Ursachen des Rückgangs des aquatischen Schilfs vor? Hält sie es für sinnvoll, ein wissenschaftliches Gutachten dazu in Auftrag zu geben?
  4. Welche Maßnahmen sind geplant, um die Entwicklung des Schilfröhrichts am Knielinger See zu fördern?
  5. In welchem Entwicklungszustand befindet sich die sogenannte „Ernestinenwiese“ am nordwestlichen Ufer des Sees? Wird die Einrichtung einer Schilfentwicklungs- und Beobachtungszone im Uferbereich befürwortet, soweit sie mit den Zielen des Managementplanes Natura 2000 „Wintersdorf-Karlsruhe“ vereinbar ist?
  6. Wird beabsichtigt, die Bootsanlegeplätze am Westufer durch die Förderung gemeinsamer Nutzungen von Fischerbooten schrittweise zu reduzieren, um damit die Uferzonen für die Entwicklung von Schilfröhricht zu erweitern?
  7. Welche alternativen Standorte könnten für eine Verlegung des am Südufer direkt an den See angrenzenden Bruthauses der Anglervereine auf der Gemarkung der Stadt Karlsruhe infrage kommen? Mit welchen Kosten müsste dabei gerechnet werden und käme eine öffentliche Unterstützung durch die Naturschutzbehörden (Regierungspräsidium, Stadt) infrage?
  8. Wird die Stadtverwaltung das Thema in einer der nächsten Sitzungen des Naturschutzbeirats auf die Tagesordnung nehmen?

Sachverhalt/Begründung

Auf der Gemarkung Karlsruhe befinden sich einige wertvolle unter Naturschutz stehende Seen.

Dazu gehören u. a. der Knielinger See, das Weingartner Moor und der Erlachsee. Ihre Schilfröhrichte bieten einer Vielzahl von spezialisierten Tier- und Pflanzenarten Lebensräume. Die Schilfhalme im Wasser bieten Laichplätze und Rückzugsräume für Jungfische. Viele Vogelarten, u. a. Haubentaucher, Blaukehlchen, Rohr- und Zwergdommeln, brüten im Schilf. Singvögel wie Zaunkönige, Rotkehlchen, Blau- und Kohlmeisen nutzen Röhrichte bei der Nahrungssuche. Amphibien und eine Vielzahl von Säugetieren leben zeitweise im Schilf. Im Spätsommer und zur Zugzeit werden Röhrichte von Staren, Rauch- und Uferschwalben sowie von Bachstelzen als Schlafplätze genutzt.

Wegen des hohen ökologischen Stellenwerts der Röhrichte ist es deshalb sehr Besorgnis erregend, dass die aquatischen Schilfbestände am Knielinger See seit vielen Jahren stark zurückgehen. Bei einer Vorort-Begehung mit VertreterInnen der Natur- und Umweltschutzverbände NABU und BUND wurde uns erläutert, dass durch die Verringerung des Schilfröhrichts die dortige Artenvielfalt zunehmend bedroht wird.

So sei z. B. die Zahl der Haubentaucher rückläufig. Die Hauptbedrohung für den See wurde 2014 durch die Umleitung des Federbachs zwar beseitigt, aber nach dieser Großmaßnahme müssen nun weitere Pflegeschritte folgen.

Am wichtigsten ist die Einrichtung einer größeren Entwicklungszone auf der mit Gehölzen bewachsenen Ernestinenwiese. Ein Teil der Gehölze müsste dazu gerodet und die Zone bis zum Ufer freigelegt werden, damit die Chance auch zur Entwicklung aquatischen Schilfs besteht. Die im Managementplan Natura 2000 empfohlene „Erhaltung der lebensraumtypischen Baumzusammensetzung und Habitatsstrukturen im Wald (Altholz/Totholz/Habitatsbäume)“ sollte dabei beachtet werden. Hilfreich für die Entwicklung des aquatischen Schilfs wäre, wenn künftig keine Störungen mehr stattfänden und jegliche Nutzung und Betretung unterbleiben würde.

Eine lange Uferzone ist mit Bootsplätzen belegt. Die Stadtverwaltung sollte prüfen, wie die sehr hohe Zahl von rund 160 Anlegeplätzen für Fischerboote deutlich reduziert werden kann, um weitere Entwicklungszonen für Schilf zu gewinnen. Sinnvoll wäre außerdem eine Verlagerung des Bruthauses an einen ökologisch weniger sensiblen Standort, zumal der Anglerverein dazu seine Bereitschaft signalisiert hat. Die Stadt sollte deshalb nach Möglichkeiten suchen, den Anglerverein zu unterstützen, dieses Vorhaben umzusetzen.

Der Rückgang des aquatischen Schilfs ist in ganz Mitteleuropa festzustellen. Trotz verschiedener Untersuchungen gibt es bislang noch keine umfassenden Erkenntnisse zu den Ursachen. Es gelingt aber gelegentlich durch geeignete Pflegemaßnahmen, eine Regeneration zu erreichen. Deshalb wäre es hilfreich, für unsere Karlsruher Standorte ein wissenschaftliches Gutachten einzuholen, um ggf. zusätzliche Maßnahmen ergreifen zu können.

Unterzeichnet von:

Renate Rastätter, Johannes Honné, Verena Anlauf, Dr. Ute Leidig, Zoe Mayer

Stellungnahme der Stadtverwaltung für die Gemeinderatssitzung am 14.03.2017

Aus der Gemeinderatssitzung am 14.03.2017:

Wir erfuhren ausführlich, dass das Thema beim städtischen Naturschutz in Arbeit ist: Über das Jahr 2017 läuft ein Monitoring und diverse Pflegemaßnahmen wurden ergriffen. Zur Zahl der Anlegeplätze für Boote und den Standort des Bruthauses für die Fischnachzucht wird mit dem Anglerverein verhandelt.

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