Errichtung eines Friedensdenkmals statt des Leibgrenadier-Denkmals am Europaplatz

Rede von Verena Anlauf im Gemeinderat am 14.05.2019 TOP 56

Meine Damen und Herren, Kolleginnen und Kollegen,

zunächst mal: alle, die uns jetzt vorwerfen wollen, wir wollten alle Denkmäler abreißen, liegen falsch: Wir wollen in den überwiegenden Fällen Denkmäler so belassen oder kommentieren. Bitte also nicht als Argument benutzen.

Aber hier handelt es sich um einen besonderen Fall, denn das Leibgrenadierdenkmal ist ungewöhnlich groß und stand auf einem der zentralsten Plätzen Karlsruhes. Hinzu kommt, dass es schon vor 10 Jahren wegen des U-Bahnbaus abgebaut worden war und der Platz mitnichten noch derselbe als vor dem U-Bahnbau ist. Er ist weniger einsichtig und in der westlichen Hälfte deutlich kleiner, da der U-Bahn-Eingangsbereich ca. 9 m lang und 4 m breit ist, also 45 qm entfallen.

Eine Achse bis zum Mühlburger Tor – wie die Verwaltung sagt – können wir hier nicht erkennen.

Die Stadt ist voll mit gewaltverherrlichenden, undemokratischen und menschenfeindlichen Denkmälern. Die sehr häufig preußischen Herrscher haben die zentralen Plätze damit geprägt. Hat das wirklich – damals – dem badischen Interesse entsprochen? Welche Denkmäler wurden eigentlich dadurch beseitigt? Es ist unhistorisch zu denken, es habe nur ein „gestern“ gegeben. Es gab immer viele „gestern“ und häufig genug hat das eine Denkmal das andere abgelöst.

Außerdem: Da ist ja gar kein Raum mehr für wirklich bedeutende „Denkmäler“, bei denen die Themen Demokratie und Menschlichkeit um sind, die Ehrung der Menschenfreund*innen, Frauen, Alte und Kinder, die ebenso Opfer der Kriege waren.

Und: Jede Generation hat das Recht auf Prägung – nicht nur durch Kommentierung des Alten. Ganz Deutschland ist vollgestellt – egal in welche Stadt man kommt – mit ähnlichen preußisch-wilhelminischen Denkmälern, in denen immer in monotoner Weise die Schlachtenorte gegen Frankreich verherrlicht werden. Und es geht ja dabei nicht um irgendwelche Scharmünzel, sondern fast immer um Angriffskriege gegen Frankreich, die unermessliches Leid brachten.

Die Verwaltung schreibt zum Leibgrenadierdenkmal:

„All dies belegt den militaristischen Geist, der hinter der Denkmalsetzung stand, die Verehrung des sogenannten Heldentods im Krieg.

Wir sind für ein Friedensdenkmal und bedanken uns für diese wunderbare Idee der Initiative für ein Friedensdenkmal und ihre äußerst beharrlichen Arbeit. Und wir freuen uns über die positive Stellungnahme der Verwaltung zu einem Friedensdenkmal als eine – Zitat – Bereicherung im Stadtraum, die heutigen Bedürfnissen entspricht.

Der Gemeinderat könnte den Beschluss aufheben, nach Fertigstellung des U-Strab-Baus alles wieder genau so aufzustellen.

10 Jahre sind eine lange Zeit.

Ein Friedensdenkmal wäre eine schöne Initiative für Europa!

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