Konzept „Ausstiegsprogramm für Frauen in Zwangs- und Armutsprostitution“

Rede von Verena Anlauf im Gemeinderat am 21.01.2020

Herr Oberbürgermeister, Kolleginnen und Kollegen,

danke für die Antwort der Verwaltung auf diesen interfraktionellen Antrag.

Wir Grüne halten es für richtig, dass dieses Thema im Rahmen der Umsetzung der Istanbul-Konvention aufgegriffen wird. Auch in Karlsruhe leben Frauen, die durch Gewalt gezwungen werden, sich zu prostituieren. Mittel sind z.B. dass den Frauen die Ausweise weggenommen werden und sie mit Gewalttätigkeiten bedroht werden. Hier muss ein Konzept im Zusammenhang mit der Istanbul Konvention entwickelt werden, wie den Frauen geholfen werden kann.

Die größere Gruppe der Frauen, um die es uns hier geht, ca. 600 Frauen in Karlsruhe – und eher mehr – sind Migrantinnen, die als sogenannte Armutsprostituierte in Karlsruhe leben. Sie sind vor der Armut in ihren z.B. osteuropäischen Ländern geflohen, kommen oft aus kleinen Dörfern und schenkten den „Vermittlern“ Glauben in Deutschland z.B. als Hostessen arbeiten zu können. Sie griffen fatalerweise nach jedem Strohhalm, um ihre Familie und teilweise Kinder ernähren zu können.

Am Rande der Legalität mit falschen Versprechungen werden die Frauen hierher gelockt, man nimmt ihnen die Papiere ab. Sogenannte Armutsprostituierte sind größtenteils wehrlos, weil sie die deutsche Sprache nicht sprechen und sich schnell nach den Missbräuchen in einem traumatisierten Zustand befinden. Die Situation dieser Frauen ist bisher zu wenig berücksichtigt worden. Sie soll nach Auffassung dieses interfraktionellen Antrags im Armutsbericht der Stadt und im Migrationsbericht aufgenommen werden.

Die Frage ist, ob tatsächlich gesagt werden kann, dass Armutsprostitution im Konzept der Istanbul Konvention ausreichend aufgegriffen wird. Dies hängt ja stark vom verwendeten Gewaltbegriff ab. Armutsprostituierte werden von der Armut in die Fänge von Banden getrieben und belogen. Menschenhandel und direkte Gewalt ist noch etwas anderes. Teilweise sind die Grenzen natürlich fließend.

Deshalb möchten wir in den Sozialausschuss verweisen, um diese Frage zu diskutieren – Armuts- oder Zwangsprostitution – wer ist zuständig – und zu klären, ob man nicht doch sofort mit einem Ausstiegsprogramm für Armutsprostituierte beginnen sollte.

Vielen Dank!

Verena Anlauf

Den interfraktionellen Antrag zur Rede finden Sie hier

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