„Wie neueren Quellen zu entnehmen ist, entspricht die Inschrift einer Gedenktafel für die durch Nationalsozialisten getöteten Zwangsarbeiter*innen an der Mauer des Hauptfriedhofs nicht den historischen Gegebenheiten“, so der grüne Stadtrat Michael Borner, Sprecher für Erinnerungskultur. „Entgegen der Information auf der Gedenktafel handelt es sich größtenteils nicht wie beschrieben um Opfer von Bombardierungen, sondern um Ermordungen infolge von Fluchtversuchen aus dem Karlsruher „Arbeitserziehungslager“ oder um Menschen, die durch die menschenunwürdigen Arbeits- und Lebensbedingungen im Lager umkamen. Die Verwaltung sollte sie so bald als möglich durch eine korrekte Beschilderung ersetzen oder zumindest eine erklärende Ergänzung anbringen“.
Auf einem Gräberfeld im separierten Teil des jüdischen Friedhofes liegen die sterblichen Überreste von 94 überwiegend sowjetischen Zwangsarbeiter*innen. Mangels Quellen waren bis 2014 keine Details zu den dort bestatteten Personen bekannt. Die Durchsicht neu zugänglicher Beerdigungslisten im Jahr 2014 brachte jedoch neue Erkenntnisse hervor: nur drei der 94 Personen waren eindeutig als Tote bei Luftangriffen registriert. Die sogenannten „Arbeitserziehungslager“ waren von der Gestapo betriebene nationalsozialistische Verfolgungs- und Terroreinrichtungen, deren Haftbedingungen sich von denen einiger Konzentrationslager kaum unterschieden.
Die grüne Fraktion fragt in der Anfrage auch, welche Erkenntnis der Stadtverwaltung zum „Arbeitserziehungslager“ auf der Karlsruher Gemarkung bekannt ist. „Über die Zwangslager in Karlsruhe sind relativ wenig Informationen verfügbar. Wir wollen das ändern und den Aufarbeitungsprozess anstoßen“, ergänzt Stadträtin Jorinda Fahringer. Über das Zwangslager in Karlsruhe ist bisher nur bekannt, dass es von Oktober 1942 bis Frühjahr 1944 in der Fautenbruchstraße/ Ecke Mittelbruchstraße bestand und dass die Häftlinge u.a. zu Arbeiten auf Bahnanlagen, zum Bunkerbau oder zu Aufräumarbeiten nach Luftangriffen gezwungen wurden.
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