Übungsräume für Musikbands und Räume für Freie Kultureinrichtungen

Antrag – zur Beratung im Kulturausschuss am 30. März 2021

  1. Die Stadtverwaltung erstellt einen Bericht über den seit Jahren bestehenden Bedarf an Proberäumen für Musikbands. Sie berücksichtigt dabei den derzeit drohenden Wegfall von preisgünstigen Proberäumen durch Bauprojekte privater Immobilien- und Projektentwicklungsfirmen.
  2. Um dem eklatanten Mangel an Proberäumen abzuhelfen, gibt die Stadtverwaltung eine Potenzialanalyse in Auftrag, die in allen Stadtteilen einschließlich der Gewerbegebiete umfassend prüft, ob und welche Liegenschaften ganz oder teilweise für die Nutzung als Proberäume in Frage kommen.
    Dabei soll auch geprüft werden, ob und ggf. in welchen in städtischen Gebäuden Proberäume im Keller eingerichtet werden können.
    Weiter soll dabei geprüft werden, ob es Möglichkeiten für eine Umsiedlung von bedrohten freien Kultureinrichtungen gibt.
    Auch die Prüfung von möglichen Ateliers für Bildende Künstler*innen soll dabei mitverfolgt werden.
  3. Mit dem Land (Vermögen und Bau) und dem Bund wird geklärt, welche von deren Liegenschaften in Frage kommen können.
  4. Die Stadtverwaltung fördert die Vernetzung der Musikszene, um eine Mehrfachnutzung von künftigen Proberäumen zu erreichen.
  5. Im Rheinhafen, im Gewerbegebiet Grünwinkel sowie im Sanierungsgebiet Oststadt soll die Ansiedlung bzw. Umsiedlung von freien Kultureinrichtungen mitberücksichtigt und die Bebauungspläne entsprechend geändert werden.
  6. Sobald Änderungen von Bebauungsplänen durchgeführt werden, soll die Möglichkeit einer kulturellen Nutzung grundsätzlich mitberücksichtigt werden.
Begründung/Sachverhalt

Seit vielen Jahren besteht ein chronischer und sich ständig verschärfender Mangel an geeigneten Übungs- und Proberäumen für Musikbands. Junge Nachwuchsmusiker*innen haben so gut wie keine Chance mehr, einen Proberaum zu finden. Das betrifft auch Schulbands, die nach der Schulzeit weitermachen wollen. Wir GRÜNE haben seit 2012 Anträge und Anfragen im Gemeinderat gestellt, um Lösungen für den eklatanten Mangel an Proberäumen zu finden. Getan hat sich leider noch nichts.

Derzeit nimmt der Verlust von Proberäumen dramatische Ausmaße an. Durch Sanierungen, Bauprojekte einer Projektentwicklungsfirma und die Erschließung des neuen C-Areals in den Nordstadt fallen in mehreren Stadtteilen gleichzeitig über 50 Proberäume mit bezahlbaren Mieten weg. Fast alle Gebäude, deren Nutzung für die kulturellen, sozialen und künstlerischen Projekte und kleine Handwerksbetriebe noch möglich war, werden jetzt entweder abgerissen oder zu hochpreisigen Immobilien mit hohen Renditen umgebaut.

Die Folgen für die Musikkultur sind gravierend. Die zweite Säule der Musik (Rock, Pop, Jazz, Folk…) neben der Klassik und ihre Vielfalt droht zu verkümmern. Einer ganzen Generation von Musiker*innen fehlt durch den Mangel an Proberäumen die Entwicklungsperspektive. Diese breite Basis ist aber die Voraussetzung für die qualitative Weiterentwicklung der Musikrichtungen und Musikstile. Auch die Entwicklung von Spitzenmusiker*innen wird dadurch stark eingeschränkt. Diese Entwicklung ist nicht auf Karlsruhe beschränkt. Sie findet in allen Großstädten statt.

Wir GRÜNE sind der Meinung, dass die Stadtverwaltung jetzt proaktiv Lösungen anstreben soll, bevor es zu spät ist. Mit einer Potenzialanalyse soll im gesamten Stadtgebiet untersucht werden, wo noch Potenziale bestehen. Dabei ist es möglich, dass in Gebäuden und Einrichtungen der Stadt, u. a. auch Schulen und Ämtern, abgetrennte Bereiche im Keller mit separaten Eingängen versehen, als Proberäume vergeben werden können.

Die Stadt hat bereits zugesagt, dass bei neuen Baugebieten eine kulturelle Nutzung zulässig sein soll. Wir halten es allerdings für notwendig, dass auch bei Bebauungsplanänderungen die Möglichkeit der kulturellen Nutzung mitberücksichtigt wird. Aktuell ist dies erforderlich für das P8, dem durch die Überplanung des C Areals bereits gekündigt wurde, und das seit über einem Jahr einen Ersatzstandort sucht.

Unterzeichnet von:

Renate Rastätter, Benjamin Bauer, Christine Weber, Markus Schmidt, Aljoscha Löffler

Gemeinderatssitzung 23.03.21: verwiesen in Fachausschuss

Stellungnahme der Stadt aus der Gemeinderatssitzung 20.04.21.

Oberbürgermeister Dr. Mentrup versichert in der Gemeinderatssitzung, dass die Stadtverwaltung sich beauftragt fühlt, dieses Anliegen umzusetzen. Wir werden weiterhin beobachten, wie sich die Situation entwickelt. Das neu angemietete Gebäude des Panorama e.V. in der Schauenburgstraße wird eine erste Entlastung der Situation bringen.

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