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Sanierung des denkmalgeschützten Restaurantgebäudes im Rheinstrandbad/ Park Rappenwört: Dialog aller Beteiligten

Antrag zur Beratung im Fachausschuss

  1. Das Restaurant im Rheinstrandbad / Park Rappenwört soll so saniert werden, dass es wieder gastronomisch genutzt werden kann. 
  2. Um dies zu bewirken, organisiert die Verwaltung einen Dialog aller an der Sanierung beteiligten Ämter und Dienststellen. Zusätzlich sollten externe baugeschichtliche Expert*innen eingeladen werden.
  3. Ziel dieses Dialogs soll es sein, durch einen Austausch, in dem flexible Ideen und Kompromisse im Vordergrund stehen, einen Weg für eine wirtschaftlich darstellbare Sanierung des Restaurantgebäudes aufzuzeigen, sodass das Gebäude nicht ungenutzt bleibt.
Begründung/Sachverhalt

Der Restaurantbetrieb in dem 1929 erbauten Gebäude wurde 2015 beendet. Seitdem stellt sich der zentrale Bau als eine unansehnliche Baustelle dar. Das Restaurantgebäude ist in städtischem Besitz, das Bäderamt ist dafür zuständig

Probleme sind u.a. die teure Fundament-Sanierung und zu hohe Kosten für interessierte Pächter*innen oder Käufer*innen, den Vorgaben des Denkmalschutzes im Innenbereich zu folgen. Die Bäderbetriebe und die untere Denkmalschutzbehörde hatten diesbezüglich Gespräche, die – nach unserem Wissen – bis jetzt noch nicht zu einer Lösung führten.

Wenn kein Kompromiss gefunden wird, müsste die Stadt in jedem Fall die notwendigen Kosten für eine Stabilisierung und den Unterhalt des denkmalgeschützten Gebäudes zahlen. Das Gebäude würde inmitten der Gesamtanlage Rappenwört allerdings ungenutzt leer stehen bleiben. Das reine Erhalten einer Gebäudehülle entspricht jedoch nicht einem ganzheitlich verstandenen Denkmalschutz, der die ursprüngliche Funktion eines Gebäudes mit betrachtet.

Nochmals geprüft werden könnte, ob alternative sparsamere Wege bei der Fundamentsanierung zu einer Übereinkunft führen, sodass die Verwaltung mehr Gestaltungsspielraum im Rahmen der genehmigten Gelder hat. Dies gilt ebenso bei den Umbauten zugunsten eines Cafés oder Restaurants, das auch wirtschaftlich betrieben werden kann.
Alle Seiten haben sicherlich berechtigte Ansprüche. Es ist aus unserer Sicht – und im Sinn der städtebaulichen und historischen Bedeutung der Anlage – erforderlich, dass das Gebäude wieder in seiner ursprünglichen Funktion als Gastronomie für Rappenwört nutzbar ist. Ob dies ein Restaurant- oder eher Cafébetrieb sein sollte, wäre ebenfalls Gegenstand der Überlegungen. Wir möchten erreichen, dass durch pragmatische Vereinbarungen zwischen Bäderbetrieb und Denkmalschutz das Gebäude so saniert wird, dass es wirtschaftlich darstellbar verpachtet werden kann.

Städtebaulich interessant an der Gesamtanlage Rappenwört sind sowohl die 1929 in der Weimarer Republik errichteten, dem Bauhaus nachempfundenen, Gebäude, wie vor allem auch die Idee, die hinter der Anlage steht: Die Idee eines Volksparks entsprach in den zwanziger Jahren einer vollkommen neuen und demokratischen Vorstellung der Bedeutung von Volksgesundheit, von Bewegungsmöglichkeiten und Freizeitgesellschaft. Auch Menschen aus ärmeren Bevölkerungsschichten sollten sich erholen und Urlaub machen können. Mit diesen demokratischen Vorstellungen war Karlsruhe Wegbereiterin in Deutschland. Der Volkspark Rappenwört ist in einer Linie z. B. mit dem Strandseebad Wannsee in Berlin und der Volksparkbewegung der Weimarer Republik zu sehen.

Neben Baudenkmalen adeliger Herrscher*innen, sind auch solche Bauzeugen einer demokratischen gesellschaftlichen Neuausrichtung erhaltenswert. Es war schon ein Fehler, als die Ruine des Ständehauses abgerissen wurde.

Für die Bevölkerung, insbesondere des Karlsruher Westens, hat Rappenwört bis heute zu allen Jahreszeiten eine hohe Bedeutung – sowohl als größtes Freibad Karlsruhes als auch ganzjährig als Parkgelände: Dort können Kinder toben, Roller fahren, Ältere sonnen sich bei der ersten Frühjahrssonne. Das Freibad und der Park gehören zu den stärksten Besuchermagneten in Karlsruhe mit rund 200.000 Besucher*innen in warmen Jahren. Das Restaurant Rappenwört als zentrales Teil des Ensembles wird von der Bevölkerung vermisst, u.a. auch z.B. als Schutz bei schlechtem Wetter.

Karlsruhe hätte die Möglichkeit, das 100jährige Bestehen dieses besonderen Bades und Volksparks im Jahr 2029 mit einem großen Fest zu gestalten und öffentlich deutlich zu machen, wie fortschrittlich die Karlsruher Verwaltung unter dem Baubürgermeister Hermann Schneider und Julius Finter als Oberbürgermeister in den 1920erJahren war. Dazu sollte dann auch wieder eine Gastronomie im architektonischen Zentrum der Anlage gehören

Unterzeichnet von: Verena Anlauf, Michael Borner, Thorsten Frewer, Christine Großmann

Unser Antrag war ein Erfolg: In der Stellungnahme zum Antrag im Bäderausschuss am 23. November 2022 wurde unser Anliegen aufgegriffen. Wir haben erreicht, dass die Sanierung des denkmalgeschützten Restaurantgebäudes im Rheinstrandbad Rappenwört und dessen Ertüchtigung zum gastronomischen Betrieb neu beraten werden. Hierbei werden alternative, kostengünstigere Möglichkeiten im Dialog zwischen städtischen Ämtern, des Denkmalschutzes und baugeschichtlicher Fachexperten*innen erwogen, bevor weitere bautechnische Entscheidungen getroffen werden; insbesondere die bezüglich der Sanierung der Fundamente.

Dadurch gibt es die Chance, dass in der fast 100jährigen Anlage des Schwimmbades Rappenwört dort wieder ein Restaurant eröffnet werden kann – und vor allem steht dann das Gebäude nicht weiter leer.


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