Macht fair teilen – Jeder Tag ist Frauentag

Beitrag für die Stadtzeitung von Jorinda Fahringer

Für die Gleichstellung aller Geschlechter muss der feministische Blickwinkel in den Entscheidungsgremien vertreten sein. Und zu Wort kommen (dürfen). Bei den 48 Mitgliedern des Gemeinderats kommen auf eine Frau drei Männer (Frauenanteil: 26 %) und auch auf der Bürgermeister*innenbank sind nur zwei Frauen vertreten – bei sechs Dezernent*innen. Wir GRÜNE stellen unsere Wahllisten im Reißverschlusssystem auf, also quotiert: Mindestens 50 Prozent der Listenplätze gehen an Frauen. Auch auf den „offenen Plätzen“ können sich Frauen bewerben. In der grünen Gemeinderatsfraktion sind derzeit acht Frauen und sieben Männer. Der Fraktionsvorstand ist paritätisch besetzt und mit Aljoscha Löffler führe ich die Fraktion als Doppelspitze.

Mehr als Mann und Frau

Dabei ist das biologisch gelesene Geschlecht nur ein Merkmal. Der Queerfeminismus möchte die Geschlechterkategorien und ihre Rollenerwartungen in Verbindung mit weiteren Ausgrenzungsmerkmalen überwinden. So vergibt die Grüne Jugend mindestens jeden zweiten Platz an FLINTA* (Frauen, Lesben, intergeschlechtliche, nichtbinäre, trans und agender, also geschlechtsneutrale, Personen). Die Mann-Frau-Konfrontation war bzw. ist ein erster Schritt Richtung Überwindung der Vorherrschaft von (weißen) Männern. Ziel bleibt die Gleichberechtigung aller Menschen unabhängig vom Geschlecht.

Diversität bringt Erfolg

Frauen einzubinden und in diversen Teams zu arbeiten, sind zentrale Erfolgsfaktoren. Deshalb ist unser Ziel, die Frauenquote in den Führungsebenen der städtischen Gesellschaften deutlich zu erhöhen. Aktuell ist nur jede sechste Geschäftsführungsposition von einer Frau besetzt. Auch bei den Amtsleitungen sind Frauen mit rund. 40 Prozent noch in der Minderzahl.

Gerechte Aufteilung der Sorgearbeit

Die Corona-Krise hat erneut gezeigt: Für die private Sorgearbeit sind nach wie vor überwiegend die Frauen verantwortlich. Diese unbezahlte Arbeit ist systemrelevant und eine gesellschaftliche Aufgabe. Durch eine kluge Zeitpolitik, die es allen Familienmitgliedern erleichtert, Verantwortung in der Familie zu übernehmen, kann diese Arbeit geschlechtergerecht aufgeteilt werden. Durchschnittlich verdienen Frauen, vor allem wenn sie sich um Kinder oder Pflegebedürftige kümmern, im gesamten Erwerbsleben etwa nur halb so viel wie Männer, was sich auch in ihrer ungenügenden Alterssicherung bemerkbar macht.

Führung im Tandem oder Team

Ein Instrument für mehr Frauen an der Spitze ist die Stellenbesetzung in Tandems: Für eine Vollzeitstelle werden zwei Personen, jeweils in Teilzeit, eingestellt. Diese beiden Stellen werden bei der Stadt mit jeweils 60 % Arbeitszeit ausgestattet; damit sich die Beteiligten abstimmen können. Auch Führung in Teilzeit ist möglich. So lassen sich Berufstätigkeit und Sorgearbeit besser vereinen. Ziel feministischer Führung ist nicht die Macht einzelner Personen, sondern gemeinschaftliche Ko-Kreation zu ermöglichen, basierend auf gegenseitigem Vertrauen und Transparenz. Verwirklichen lässt sich das beispielsweise durch Führung im Team oder als Co-Leiter*innen.

Patriarchale Strukturen überwinden

Gleichberechtigung und Feminismus sind keine reine Frauensache. Die Überwindung der patriarchalen Strukturen kommt allen Menschen zugute. Die politische Aufgabe ist es, die Rahmenbedingungen für solche Strukturen zu schaffen. Deshalb: Machen wir jeden Tag zu einem Frauentag!

Feministische Grüße

Jorinda Fahringer

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