Antidiskriminierungsarbeit ist Daueraufgabe

Beitrag für die Stadtzeitung von Dr. Iris Sardarabady

Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung aufgrund von Zugehörigkeiten oder bestimmter Zuschreibungen beschränken sich nicht nur auf individuelles, möglicherweise unbeabsichtigtes Fehlverhalten. Auch Institutionen bzw. Strukturen funktionieren häufig auf Basis teilweise unreflektierter diskriminierender Verhaltensweisen.

Internationale Wochen gegen Rassismus

Die Auseinandersetzung mit dem Thema rassistischer Diskriminierung haben die zurückliegenden Internationalen Wochen gegen Rassismus mit einer beeindruckenden Bandbreite von 75 Veranstaltungen von 50 Vereinen und Einrichtungen geboten. Mit diesem Format gelingt es, vor allem den Erfahrungen der von Rassismus Betroffenen Raum zu geben, sie sicht- und hörbar zu machen, aber auch das Thema weiter in der Stadtgesellschaft zu verankern. Das oft gehörte Credo „Rassismus hat keinen Platz in Karlsruhe“ muss aber auch darüber hinaus mit Leben gefüllt werden – dauerhaft und kontinuierlich. 

Sprache und Austausch: Wer ist hier eigentlich „fremd“?

Sprache kann ausgrenzen und diskriminieren, auch unabsichtlich z.B. mit irreführenden Begriffen wie Fremdenhass. Wer ist damit gemeint, wer ist die oder der Fremde? Auch jemand, der/die bereits jahrelang hier lebt oder hier geboren ist und aufgrund der Hautfarbe als vermeintlich fremd erscheint? Wir brauchen keine ausgrenzenden Begriffe, die „fremd machen“. Ihre Funktion ist zu spalten, teilweise ungewollt, in ein „Wir“ und „Ihr“. Unser Anspruch als grüne Fraktion ist, auch durch unsere Sprache Denk- und Verhaltensmuster im Hinblick auf ein gemeinsames Wir zu verändern. Deshalb ist es umso wichtiger, sich aus verschiedenen Perspektiven auszutauschen und ein Problembewusstsein zu schaffen. Eine Sensibilisierung muss dabei in die Breite der Gesellschaft getragen werden, sie betrifft Lehrer*innen, Verwaltungsmitarbeitende, Polizist*innen, Medienvertreter*innen genauso wie jede*n Einzelne*n von uns.

Runder Tisch Antidiskriminierung

Als wichtige Austauschplattform zwischen Vertreter*innen der Zivilgesellschaft und städtischen und stadtnahen Institutionen wurde 2021 auf unsere grüne Initiative der Runde Tisch Antirassismus und Antidiskriminierung eingerichtet. Von der Stadtverwaltung organisiert, wird in einem partizipativen Prozess, in den unterschiedliche Sichtweisen eingebracht werden, an der Entwicklung eines kommunalen Leitbildes, aber auch an konkreten Zielen und Maßnahmen gearbeitet. Unser Ziel ist, dass diese Maßnahmen auf allen Ebenen systematisch und strukturell wirken und sich so auch die Lebensrealität der Betroffenen spürbar verändert.

Ins Tun kommen – mit einer kommunalen Gesamtstrategie

Es gibt bereits viele positive Ansätze der Verwaltung, ein enormes zivilgesellschaftliches Engagement sowie unsere grünen Initiativen wie die Einrichtung des Runden Tischs und die Agenda Vielfalt@KA. Doch aktuell scheint der Weg zu einer kommunalen Strategie noch lang. Wir brauchen nachhaltige Maßnahmen, wie z.B. verpflichtende, interessante Weiterbildungen hinsichtlich Diskriminierungssensibilität, die die Teilnehmenden ansprechen und so tatsächlich geeignet sind, bestehende Denk- und Verhaltensmuster zu hinterfragen

 Antidiskriminierungsarbeit muss als Querschnittsaufgabe in allen Ämtern kontinuierlich und aktiv betrieben werden. Denn nur durch eine klare Positionierung und Strukturveränderungen können wir zeigen, dass Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung keinen Platz in Karlsruhe haben!

Herzliche Grüße Dr. Iris Sardarabady

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