Klimaanpassungsstrategie in der Innenstadt: Pilotprojekte für Fassadenbegrünungen

Antrag zur öffentlichen Vorberatung im Planungsausschuss

  1. Das Bebauungsplanverfahren für die Einführung einer Grünsatzung in der Innenstadt wird beschleunigt. Mit den Erfahrungen aus der Erarbeitung und Umsetzung dieser ersten Grünsatzung kann dieses Instrument auf andere städtische Quartiere mit Bedarf für Klimaanpassungsmaßnahmen ausgeweitet werden.
  2. Begleitend dazu werden im Geltungsbereich drei städtische Gebäude ausgewählt, die als Pilotprojekte zeitnah vertikal begrünt werden. Priorisiert wird eine bodengebundene Fassadenbegrünung, die kostengünstiger sowie ökologischer ist als eine reine Wandbegrünung.
  3. Es werden Rank- und Kletterpflanzen ausgewählt, die neben ihrer Klimawirkung einen hohen Nutzen für Insekten und Vögel haben.
  4. Weitere Gebäudeeigentümer*innen im Geltungsbereich werden motiviert, beraten und unterstützt, parallel ebenfalls Fassadenbegrünungen umzusetzen.
  5. Bei allen aktuellen Neubauten und Sanierungen von Gehwegen an Hausmauern werden an dafür günstigen Stellen potenzielle Pflanzlöcher für eine bodengebundene Fassadenbegrünung berücksichtigt. Anträge für Pflanzlöcher direkt an der Hauswand im Gehweg werden wohlwollend geprüft.
Begründung/Sachverhalt

Fassadenbegrünung hat in der Karlsruher Klimaanpassungsstrategie einen hohen Stellenwert. Sie verbessert das Stadt- und Mikroklima durch Verdunstungskühlung und erhöht dadurch die Lebensqualität. Feinstaub und Lärm werden reduziert, Sauerstoff wird produziert und CO2 wird gebunden. Bedeutsam sind auch die Förderung der Gesundheit und das Wohlbefinden der Bürger*innen sowie die Ermöglichung des Naturerlebens im verdichteten Raum. Fassadenbegrünung kann als ökologischer Ausgleich für Flächenverluste genutzt werden, sie trägt zum Wassermanagement bei, steigert die Biodiversität von Flora und Fauna, schützt die Bausubstanz gegen Sonnenstrahlung, Temperaturextreme, Wind- und Regenwirkung und reduziert im Idealfall sogar die Betriebskosten für Heizung und Kühlung.

Die Stadt Karlsruhe tut schon einiges für die Begrünung der Stadt. So gibt sie Zuschüsse für die Begrünung von privaten Dächern, Fassaden und versiegelten Freiflächen, siehe https://www.karlsruhe.de/umwelt-klima/stadtgruen-wald/gebaeudebezogenes-gruen/foerderprogramm-zur-begruenung-von-hoefen-daechern-und-fassaden

Im Projekt „Green GROWnership“ wird eine Grünsatzung entwickelt, die finanzielle Förderung der Begrünung optimiert und eine Kommunikationsstrategie erarbeitet. Aber der Klimawandel schreitet viel schneller voran als die derzeitigen städtischen Maßnahmen. Eigentlich müsste alles schon gestern fertig sein.

Die grüne Fraktion hält es deshalb für notwendig, dass das Bebauungsplanverfahren für die Grünsatzung in der Innenstadt beschleunigt wird. So kann sie zeitnah in die anderen Stadtteile ausgeweitet werden und u. a. Fassadenbegrünung vorgeschrieben werden.

Diese Grünsatzung wird aber nur für Neubauten und umfangreiche Sanierungen gelten, also für einen sehr geringen Teil der Bebauung. Für eine breite Wirkung ist es notwendig, dass die Stadtverwaltung mit zusätzlichen Maßnahmen mehr Schwung in die Entwicklung von Fassadenbegrünung im Bestand bringt. Wir halten dafür erste Pilotprojekte an städtischen Gebäuden in der Innenstand als Vorbild für wichtig.

Beim Gartenträume-Wettbewerb 2022 des Gartenbauamts war auch eine Fassadenbegrünung in den Geroldsäckern unter den ersten Preisträgern. Andere Städte stehen bei der Fassadenbegrünung auch erst am Anfang, trotz teilweise beeindruckender Vorzeigeprojekte, wie das neue Gebäude der Calwer Passage in Stuttgart. An der Fassade gibt es über 2.000 Pflanzkübel mit 41 verschiedenen Pflanzen. Siehe www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/stuttgart/gruene-fassade-gegen-hitze-in-stuttgart-100.html

Solche gewerblich finanzierten Prestigeprojekte können angesichts des Pflegeaufwands und der Kosten jedoch nicht als Vorbilder für uns dienen. Wir setzen auf bodengebundene Kletter- und Rankpflanzen, die leichter zu pflegen sind und keine hohen Kosten verursachen. Bei guter Auswahl können sie erheblich zur Biodiversität und sogar in der Kombination mit Photovoltaik zum Klimaschutz beitragen, wie der NABU und BUND eindrucksvoll aufzeigen, siehe www.bund-bawue.de/fileadmin/Dokumente/PDFundTexte/Folien_Amany_PV_und_Naturschutz_am_Gebaeude_Vortrag_Donau_Iller.pdf  www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/grundlagen/dach-wand/28541.html

Wir würdigen ausdrücklich die bisherigen Bemühungen der Stadtverwaltung. Trotzdem sind wir sehr besorgt, dass die übliche Umsetzungsgeschwindigkeit hier nicht ausreicht. Die Klimakrise wartet nicht und auf den Klimanotstand muss mit höchster Geschwindigkeit reagiert werden.

Unterzeichnet von:

Renate Rastätter      Johannes Honné    Aljoscha Löffler        Jorinda Fahringer
Christina Bischoff    Christine Weber       Christine Großmann

Mit der Stellungnahme für den Planungssausschuss am 14. September 2023 sind wir zufrieden:

„Wir begrüßen es, dass die Stadtverwaltung prüfen wird, bei welchen Gebäuden in der Innenstadt bei anstehenden Sanierungen und Erweiterungen eine bodengebundene Fassadenbegrünung integriert werden kann“, so Stadträtin Renate Rastätter, naturschutzpolitische Sprecherin der Fraktion. „Infrage kommen dafür städtische Gebäude und städtisches Teileigentum der Stadt wie z.B. beim JUBEZ, beim Ständehaus und beim Gebäude an der Fritz-Erler-Straße 7-11.“
Zudem hat die Stadtverwaltung zugesagt, dass künftig bei Wettbewerbsverfahren die Gewichtung des Kriteriums „Fassaden- und Vertikalbegrünung“ erhöht werden soll. „Wir begrüßen mehr Verbindlichkeit für Fassadenbegrünungen im Wettbewerbsverfahren“, so Stadtrat Johannes Honné. „Denn bislang wird sie nach Aussage der Stadt in Preisgerichtsentscheidungen noch nicht ausreichend berücksichtigt.“
Auch mit der Stellungnahme der Stadtverwaltung zur grünen Forderung nach Beschleunigung und Ausweitung des Bebauungsplans „Grünordnung und Klimaanpassung“ auf das gesamte Stadtgebiet sind die Grünen einverstanden. „Es ist zielführend, dass bereits parallel zum aktuellen Verfahren für die Innenstadt eine Ausweitung dieser Grünordnung auf weitere Stadtteile vorbereitet wird“, so Rastätter und Honné.


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