Ludwig Katz. Männliches Bildnis, um 1920
Foto: Elke Walford, Fotowerkstatt Hamburger Kunsthalle
Am facettenreichen Kulturleben in Karlsruhe waren im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts zahlreiche Kunstschaffende jüdischer Herkunft maßgeblich beteiligt. Seit Beginn des nationalsozialistischen Terrorregimes 1933 wurden sie jedoch systematisch ausgegrenzt, diskriminiert, in die Emigration gezwungen oder verschleppt und ermordet. Unter dem Titel „Verborgene Spuren. Jüdische Künstler*innen und Architekt*innen in Karlsruhe 1900–1950“ beleuchtet die Städtische Galerie Karlsruhe in einer umfangreichen Präsentation nun erstmals diesen weitgehend vergessenen Teil der Karlsruher Kulturgeschichte.
Vorgestellt werden mehr als zwanzig Künstler*innen, Fotograf*innen und Architekt*innen, die ursprünglich aus Karlsruhe stammten, hier ihre Ausbildung absolvierten oder entscheidende Schaffensjahre in der Stadt verbrachten, bevor viele von ihnen, bedingt durch die politische Entwicklung in der NS-Zeit, aus Deutschland fliehen mussten oder aber das grausame Schicksal der Deportation in Konzentrations- und Vernichtungslager erlitten.
Im Bereich von Musik und Theater nahmen jüdische Kulturschaffende bereits im 19. Jahrhundert in Karlsruhe eine bedeutende Rolle ein. In der bildenden Kunst und Architektur zeichnet sich eine vergleichbare Entwicklung hingegen erst seit der Jahrhundertwende ab. Die meisten der in der Ausstellung vertretenen Künstler*innen und Architekt*innen kamen aufgrund des breitgefächerten Ausbildungsangebots in die Stadt. Sie studierten seit dem späten 19. Jahrhundert an der Kunstakademie und der Kunstgewerbeschule, an der 1885 gegründeten Malerinnenschule und an der renommierten Architekturfakultät der Technischen Hochschule. Nach dem Ersten Weltkrieg entwickelte sich die Badische Landeskunstschule als Zusammenschluss von Akademie und Kunstgewerbeschule, an der nun auch Frauen eine künstlerische Ausbildung absolvieren konnten, zu einem weithin ausstrahlenden Anziehungspunkt nicht nur des Verismus und der Neuen Sachlichkeit. Auch die Fotografie, neben dem Film das damals neueste künstlerische Medium, übte eine große Faszination u. a. auf Ellen Auerbach und Hilde Hubbuch aus.
Die Exponate – Gemälde, Zeichnungen, Druckgrafiken, Skulpturen, Fotografien, Architekturpläne und historische Dokumente – stammen aus dem Zeitraum von den 1890er Jahren bis nach 1950 und führen eindrucksvoll vor Augen, wie vielgestaltig der jüdische Beitrag zu Kunst und Architektur in der Fächerstadt in den Jahrzehnten vor 1933 gewesen ist. Eine ausführliche, bebilderte Chronologie vergegenwärtigt die politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Ereignisse in Deutschland von 1900 bis 1950 und nimmt parallel dazu die Entwicklungen in Karlsruhe detailliert in den Blick.
Beteiligte Künstler*innen, Fotograf*innen und Architekt*innen:
Ellen Auerbach, Robert Curjel, Sonia Delaunay-Terk, Emma Dessau-Goitein, Benno Elkan, Richard Fuchs, Liselotte Grschebina (geb. Billigheimer), Leo Haas, Fritz Hirsch, Hilde Hubbuch (geb. Isay), Mely Joseph, Rudolf Joseph, Leo Kahn, Hanns Ludwig Katz, Anna Klein, Fritz Landauer, Ludwig Levy, Rudolf Levy, Edith Moos, Emil Pottner, Ludwig Schwerin, Klara Vogel-Gutman, Fritz Wermer, Gustav Wolf
Der reich bebilderte Katalog kostet an der an der Museumskasse 29 Euro.