Das Narrenschiff von Sebastian Brant (1457-1521)
1494 erscheint in Basel Das Narrenschiff von Sebastian Brant mit Illustration, die Albrecht Dürer zugeschrieben werden. Das Narrenschiff ist eine Moralsatire in Reimpaaren, in der spatmittelalterliche Traditionselemente aus Zeitklage, Ständesatire, moralisierender Lehrdichtung, Totentanz, Schwankdichtung und Fastnachtsbrauchtum enthalten sind. Es umfaßt insgesamt 112 Kapitel. Jedem Kapitel ist ein lehrhafter Dreizeiler vorangestellt, welcher das im Holzschnitt Illustrierte und den Inhalt des Kapitels zusammenfaßt. Sebastian Brant
Sebastian Brant (1457-1521)
nach einem Bildnis von Hans Burgkmair aus dem Jahr 1508.
In der "vorred in das narren schyff" formuliert Sebastian Brant sein didaktisches Anliegen: "zu nutz vnd heylsamer ler / vermannung und ervolgung der wysheit / vernunft und guter sytten: Ouch zu verachtung und straff der narheyt / blintheit yrsal und dorheit / aller sad / vnd geschlecht der menschen" habe er sein Narrenpanoptikum "mit besunderem flys ernst und arbeyt / gesamlet. Das Titelblatt des Buches zeigt die einprägsame Allegorie des Narrenschiffs, auf dem noch alle Narren zur Einschiffung "Ad Narrogoniam" zusammen sind. Im folgenden werden sie dann aber einzeln vorgeführt und ihre jeweilige Narrheit angeprangert. Als Vorbild dürften die sieben Todsünden gedient haben, die man sich bereits im Mittelalter personifiziert vorgestellt hat: Hoffart, Wollust, Völlerei, Neid, Trägheit, Geiz und Zorn.
Das NarrenschiffDer Büchernarr
Die Verknüpfung von Text und Illustration trug dazu bei, daß das Narrenschiff zum größten Bucherfolg vor Goethes Werther wurde. Bereits 1497 erscheint eine lateinische Übersetzung, welche die Grundlage für den Erfolg in ganz Europa bildet. Es ist der erste europäische Bestseller eines deutschen Autors. Nach der Übersetzung ins Niederdeutsche Dat Narrenschypp folgten Übersetzungen ins Englische, Französische, Niederländische und Flämische. Dennoch hat das Buch seine regionalen Bezüge, Das Narrenschiff erscheint wie es am Schluß des Erstdrucks ausdrücklich heißt "zuo Basel uff die Vasenaht". Von der Fastnacht leitet Brant ein Stück seiner Freiheit her, die Menschen ohne Rücksicht auf Stand und Beruf zu kritisieren.