„Hebammen in Familienzentren – Beratung und Vernetzung ermöglichen“

Rede von Verena Anlauf zum Interfraktionellen Antrag (ohne CDU) im Gemeinderat am 23.10.2018 TOP 18

Herr Oberbürgermeister, Kolleginnen und Kollegen,

Noch vor ca. 10 Jahren hat man als sicher angenommen und es war selbstverständlich, dass werdende Eltern vor der Geburt und nach der Geburt eine Hebamme haben, die sie rund um die Geburt begleitet und nicht nur die vielleicht 10 oder 20 Stunden im Kreissaal, wenn alles optimal läuft. Es war selbstverständlich, dass Frauen und auch immer mehr Männer auf den Verlauf der Schwangerschaft, auf richtige Ernährung und Entspannungsübungen, auf die Entbindungs- und Atemtechniken vorbereitet wurden. Es war auch ganz normal, dass eine Hebamme nach der Geburt einige Wochen nach Hause kam, beim Stillen half, bei den ersten Unsicherheiten unterstützte. Viele Familien sagten im Nachhinein: Ohne meine Hebamme wären wir verzweifelt! Wenn der Säugling lang schreit und man weiß nicht warum usw.

Was wir jetzt schleichend erleben, ist ein Einschnitt, ein Rückschritt im Bereich der frühen Hilfe, dass ein Teil der Frauen keine Hilfe mehr durch Hebammen erhält. Vor allem weniger Informierte, auch neu nach Karlsruhe Zugezogene sind betroffen. Und das, obwohl man heute noch besser weiß, wie stark sich das Verhalten und Befinden der Mutter (letztlich der Eltern) schon in der Schwangerschaft auf das Kind auswirkt.

Ist z.B. der Stresshormonspiegel der Mutter besonders in den letzten Wochen der Schwangerschaft dauerhaft erhöht, sieht dies der Fötus als normal an. Die Regulatoren im Hirn werden falsch eingestellt. Dies kann zu Erkrankungen wie Depression führen.

Ohne einen Vorbereitungskurs sind viele Väter kaum in der Lage während der Geburt ihrer Frau zu helfen – obwohl das wichtig wäre und einen guten Beginn für die junge Familie darstellen würde.

Wir wissen, dass wir als Stadt die mangelnde Versorgung durch Hebammen nur lindern aber nicht beheben können. Da ist die Landes- und Bundespolitik dringend gefragt.

Die zusätzliche halbe Stelle für eine Familienhebamme, die wir hier vor kurzem beschlossen haben, ist ausschließlich für besondere Notfälle gedacht, z.B. für minderjährige Frauen

Wir halten die Idee für sinnvoll und machbar, dass wir zumindest – angedockt an die Familienzentren – 4 Hebammensprechstunden pro Woche anbieten. Dies hätte auch den Vorteil, dass die Familienzentren aufgewertet und noch bekannter werden.

Hier könnten dann immerhin drängende Fragen vor und nach der Geburt geklärt werden. Manchmal reicht dann schon die Weitervermittlung oder ein ruhiges Kurzgespräch.

Wir stimmen der Verwaltung zu, dass Beratungsfunktionen möglichst von den Krankenkassen übernommen werden sollten. Dies gilt es zu überprüfen. Allerdings sollten die Hebammen nicht in einem Wust an Bürokratie untergehen, wo zu viele Ressourcen verschleudert werden, weil x verschiedene Anträge zu stellen sind.

Wir stimmen der Verwaltung nicht zu, die Beratungsstunden auf die Hälfte unseres Antrags zu reduzieren, also Beratungsleistungen z.B. nur 14-tägig. Wir halten deshalb unseren Antrag aufrecht: 4 Stunden pro Woche und pro Familienzentrum.

Vielen Dank!

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