„Leitlinien gegen Kinderarmut: Fortschreibung 2019“

Rede von Verena Anlauf Gemeinderatssitzung am 25.06.2019

Herr Oberbürgermeister, Kolleginnen und Kollegen,

die Leitlinien in Abständen fortzuschreiben ist richtig, dies zeigen die neuen Leitlinien. Ein gewichtiger Anteil musste aktualisiert werden – in unserer schnelllebigen Zeit kein Wunder. Es ergeben sich viele Ansätze, konkret mehr für die Teilhabe aller Kinder zu tun. Wir sind gespannt auf den Armutsbericht, der den Leitlinien mit weiteren Zahlen Impulse gibt.

Denn Armut spaltet unsere Gesellschaft, Armut führt zu Mutlosigkeit und sie lässt die Zahl sogenannter erschöpfter, resignierter und passiver Jugendlicher ansteigen, die in ihrer Kindheit viel zu lang ein hohes familiäres Stresslevel durchlebt haben.

Erfreulich ist es,  noch mal zusammengefasst zu lesen, wie viel die Stadt in den letzten 10 Jahren gegen Kinderarmut getan hat, z.B. durch die Etablierung von Kinder- und Familienzentren,  die rege Arbeit der „Frühen Prävention“ und des Stadtjugendausschussses.

Verwirrend finden wir, wie das wichtige Thema Kinderarmut von der Verwaltung in Zahlen dargestellt wird. Zahlenangaben dienen ja dazu, Inhalte zu verdeutlichen: nimmt Kinderarmut ab oder zu in KA, in welchem Maße usw.

Während es in der Familienumfrage heißt, dass im Jahr 2017   15,4 %  der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren  in relativer Armut nahe der Armutsgrenze leben, wird in der BNN die Verwaltung so zitiert: 10 % lebten 2018 in armen Familien, diesmal bezogen auf unter 15-Jährige und bezogen auf Familien, die Sozialleistungen erhalten.

15 % oder 10 % finden wir nicht trivial! Hier sollte es eine einheitliche Hauptbezugsgröße – ich sage Hauptbezugsgröße geben – nämlich Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, die in relativer Armut leben.

Was uns in den Leitlinien fehlt, ist das Thema „Auswirkungen des Klimawandels“, vor allem der Hitzetage,  auf arme Kinder. Arme Kinder wohnen besonders häufig in schlecht isolierte Dachwohnungen an großen Straßen.

Außerdem fehlt uns das Thema „Auswirkungen von Jobcenter- Sanktionen auf Familien, die AlG 2 beziehen“. Dies ist eine gar nicht so kleine Gruppe besonders armer Kinder.

Noch kurz zu ein paar einzelnen Aussagen in den Leitlinien:

  • Die Karlsruher Sozialpässe müssen ausgebaut werden. Absolut richtig. Deshalb unser Antrag für die Juli-Sitzung.
  • Verstärkte Öffentlichkeitsarbeit fordern wir immer wieder und finden die Idee im Jahr 2021 zum 15. Jahrestag des Kinderpasses größere öffentliche Aktionen durchzuführen, sehr gut.
  •  Das Thema Lernmittelfreiheit wollen wir im neuen Gemeinderat thematisieren, denn hier liegt einiges im Argen.
  • Ein Engagement im Gesundheitsbereich ist uns besonders wichtig. Hier stellen uns die Leitlinien vor hohe Anforderungen: niedrigschwellig angelegte medizinische Informations- und Versorgungsangebote sollen ermöglicht werden. ebenso: die Sicherstellung der Versorgung durch Kinderärzte. Das sind noch harte Nüsse, die zu knacken sind!
  • Gespannt sind wir auch darauf, wie Kinder und Jugendliche an der Planung und Durchführung von Maßnahmen beteiligt werden. Eine weitere Leitlinie.

Zum Abschluss: Wir möchten, dass schnell festgelegt wird, in welchem festen Rhythmus die Leitlinien überarbeitet werden.

Viele Dank!

Zum SPD-Antrag am 25.6. Nr. 9 „Kooperation Jung und Alt

Wir GRÜNEN halten die Richtung des SPD-Antrags für richtig, wir unterstützen alles, was in Richtung Austausch, Verbindung der Generationen geht. Es bringt unsere Gesellschaft insgesamt zusammen, wenn die Generationen sich helfen und voneinander lernen.

Die Idee der Verwaltung einen Sonderpreis „Dialog zwischen den Generationen“ auszuloben, ist eine schöne und unterstützenswerte Idee.

Vielen Dank

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