Multiresistente Keime in Karlsruher Gewässern

Anfrage:

  1. Werden Karlsruher Gewässer und die Kläranlage Karlsruhe auf multiresistente Keime und Colistin-resistente Keime untersucht? Wenn ja, in welchen Abständen? Welche Gewässer werden untersucht? Wie waren die Ergebnisse? Wenn nein, warum findet diese Untersuchung nicht statt? Wie bewertet die Stadt die Dringlichkeit dieser Untersuchung für die Gesundheit der Karlsruher Bevölkerung?
  2. In welchem Umfang wird die im Bau befindliche 4. Reinigungsstufe im Klärwerk solche Keime (auch mehrfach resistente 3 und 4 MRGN-Keime sowie Colistin-resistente Keime) zurückhalten?
  3. Falls die Reinigung nicht zu 100 % erfolgt: Welche multiresistenten Keime werden nicht erfasst? Gibt es eine technische Möglichkeit, den Reinigungsgrad zu erhöhen?
  4. Inwieweit werden Antibiotika (und andere Medikamente) durch die 4. Reinigungsstufe aus dem Abwasser entfernt?
  5. Wann wird die 4. Reinigungsstufe voraussichtlich in Betrieb gehen?

Sachverhalt/Begründung

Das Problem resistenter Keime wird immer deutlicher von der Öffentlichkeit erkannt. Die Wissenschaft warnt schon seit Jahrzehnten. Vor allem die nächste Generation wird betroffen sein, weil dann immer weniger Behandlungsmöglichkeiten gegeben sind, auch wenn mit Hochdruck an neuen Medikamenten gearbeitet wird.

Diese Anfrage geht davon aus, dass bei der Bekämpfung von resistenten Keimen in erster Linie die Bundesregierung gefragt ist. Die industrielle Massentierhaltung und der damit verbundene Antibiotika-Einsatz muss weitestgehend reduziert werden. Ebenso muss der häufig ausufernde Antibiotika-Einsatz in der Humanmedizin zurückgefahren werden. Dennoch hat die Stadtverwaltung eine Verantwortung, im Rahmen ihrer Möglichkeiten für die Gesundheit der Bevölkerung zu sorgen.

In Niedersachsen wurden laut NDR vom 6.2.18 (https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/Gefaehrliche-Keime-in-Baechen-Fluessen-und-Seen,keime302.html), an elf untersuchten Stellen im Wasser und in Sedimenten mehrfachresistente Keime gefunden. Zu den Gewässern zählten beliebte Badestellen, Flüsse, Bäche. Die Wissenschaftler*innen der Universitäten Dresden und Gießen zeigten sich alarmiert durch den neuen Nachweis, dass multiresistente Keime großflächig in der Umwelt angekommen sind. Auch in Frankfurt wurden in vielen Gewässern entsprechende Keime gefunden.

Alarmierend ist vor allem, dass regelmäßig auch Keime gefunden wurden, die gegen mehrere Antibiotikagruppen resistent sind und Keime, die eine Colistin-Resistenz aufweisen. Colistin ist derzeit das letzte Reserveantibiotikum, das die Medizin besitzt. Wissenschaftler*innen bewerten die Gefahr v. a. für alte und kranke Menschen und für Neugeborene als hoch. Aber auch gesunde Menschen können von diesen Keimen besiedelt werden. Gefährlich wird es dann bei Operationen oder Krankheiten. In dem Bericht äußern sich die Forscher*innen dahingehend, dass wir „auf vorantibiotische Zeiten zurasen“ würden.

Das Bundesumweltministerium sieht Handlungsbedarf, insbesondere bei Badegewässern. Generell sei eine systematische Untersuchung aller Gewässer notwendig. Die Frage ist, wie in Karlsruhe mit diesem Handlungsbedarf umgegangen wird bzw. wie der Kenntnisstand über die Reinheit hiesiger Gewässer in Bezug auf multiresistente Keime aussieht.

Die Stadt Karlsruhe geht mit dem Bau der 4. Reinigungsstufe einen richtigen Weg. Dadurch kann ein großer Teil der multiresistenten Keime entfernt werden, denn Kläranlagen mit drei Reinigungsstufen können die Keime nicht beseitigen. Jedoch können dies auch Kläranlagen mit vier Reinigungsstufen nur bedingt. Da Antibiotika im Abwasser wahrscheinlich eine weitere Ursache für Multiresistenzen sind, ist es von hoher Bedeutung, inwieweit diese durch die 4. Reinigungsstufe zurückgehalten werden können. Angesichts der aktuellen Berichte stellt sich die Frage, wie hoch der Reinigungsgrad hiermit konkret ausfällt und ob es weitere technische Möglichkeiten gibt, diesen Grad zu erhöhen.

Unterzeichnet von:

Verena Anlauf, Renate Rastätter, Istvan Pinter, Michael Borner

Stellungnahme der Stadtverwaltung für die Gemeinderatssitzung am 24.04.2018

Aus der Gemeinderatssitzung am 24.04.2018:

In den Karlsruher Gewässern wird bisher nicht nach diesen Substanzen gesucht. Die Karlsruher Kläranlage wird derzeit mit einer weiteren Reinigungsstufe aufgerüstet, die nach der Fertigstellung des ersten Anlagenteils im kommenden Jahr zunächst Phosphor und später, mit der Aktivkohleadsorption, auch Medikamentenreste und Hormone herausfiltern wird. Derzeit gibt es keine Kläranlagen-Technologie, die gezielt auf multiresistente Keime wirkt.

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