100 % Bio-Essen in Schulen, Horten, Kitas und Kantinen

Interfraktioneller Antrag
zur Vorberatung im Ausschuss für Umwelt und Gesundheit

  1. Es wird angestrebt, den Bioanteil an der Verpflegung in Schulen, Kitas, Horten sowie in der Ratskantine von derzeit 25 % in Stufen von jeweils 25 % bis 2027 auf 100 % zu erhöhen. Tierische Produkte wie Fleisch und Milchprodukte werden dabei anteilig bzw. überwiegend in Bioqualität verwendet.
  2. Bei der Vergabe für die Schulverpflegung werden die Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) für Schulen zugrunde gelegt. Es ist darauf zu achten, dass vegan lebende Schüler*innen an jedem Tag eine vollwertige Mahlzeit erhalten. 
  3. Es wird empfohlen, dass in den Kantinen der städtischen Gesellschaften, bei denen noch kein Bioanteil eingeführt wurde, mit einem Bioanteil von 25 % begonnen wird. 
  4. Die Stadtverwaltung ermittelt die finanziellen Auswirkungen der nächsten Stufe mit einem Bio-Anteil von 50 %. 
  5. Die Erhöhung des Bioanteils wird mit einer Informations- und Akzeptanzkampagne begleitet, die auch Gespräche mit Vertreter*innen der Schüler*innen, Eltern, Schulen und regionalen Caterern beinhaltet. 

Begründung/Sachverhalt:

Der Gemeinderat hat am 25. Oktober 2016 der Stellungnahme der Stadtverwaltung auf Einführung von 25 % Bioanteil bei der Schul- Kita- und Hortverpflegung zugestimmt. Voraus ging eine umfassende Machbarkeitsstudie des Umweltamts, mit der alle Voraussetzungen und Umsetzungsmodalitäten eines Einstiegs in eine nachhaltige Essensversorgung erarbeitet wurden. Seit 2018 findet die Umsetzung bei allen neuen Vergaben für die Schulverpflegung statt. Inzwischen wurden weitere Zuschlagskriterien in die Vergaben aufgenommen. Mit ihnen wurden zusätzliche Anreize für mehr Nachhaltigkeit geschaffen, wie ein höherer Bioanteil oder eine stärkere Berücksichtigung regionaler Produkte. Somit gibt es eine fundierte fachliche Grundlage, auf der die Quoten des Bioanteils erhöht werden können. 

Akzeptanz und Nachfrage nach ökologisch erzeugten Lebensmitteln nehmen stark zu, weil sich immer mehr Menschen mit dem Thema nachhaltige Ernährung auseinandersetzen. Sie erkennen, dass Bioprodukte gut sind für Natur, Umwelt und Tiere und dass sie zum Erhalt der Biodiversität, zum Klimaschutz und zur Gesundheit beitragen. Die Stadt Karlsruhe hat sich 2016 durch ihren Beitritt zum Biostädte-Netzwerk verpflichtet, die ökologische Landwirtschaft in unserer Stadt und die Verwendung von Bio-Verpflegung in ihren Einrichtungen zu fördern. Um den dramatischen Artenverlust aufzuhalten, ist im neuen Naturschutzgesetz des Landes festgelegt, dass die ökologisch bewirtschafteten Flächen bis 2030 auf 30 bis 40 % ausgeweitet und der Pestizideinsatz in der konventionellen Landwirtschaft halbiert werden. Mit der Stärkung der Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln schaffen wir Vertrauen für Landwirte, die sichergehen wollen, dass sich die Umstellung für sie lohnt. Die Stadt kann hier eine wichtige Vorreiterrolle übernehmen. 

Die Einführung von 25 % Bioanteil bei unserer Schul- und Kita-Verpflegung konnte durch eine modifizierte Küchenplanung kostenneutral umgesetzt werden. Bei höheren Quoten entstehen Mehrkosten. Sie können teilweise aufgefangen werden, wenn mehr regionale und saisonale Produkte verwendet werden, die Fleischportionen für Biofleisch reduziert oder durch pflanzliche Komponenten ersetzt werden und auf Convenience-Produkte weitgehend zugunsten von Grundnahrungsmitteln verzichtet wird.  Damit wird auch die Klimarelevanz der Nahrungsmittel berücksichtigt und eine signifikante CO2-Reduktion erreicht. Zudem tragen wir entsprechend der im Bildungsplan vorgesehenen Leitperspektiven „Prävention und Gesundheitsförderung“ sowie „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ in positiver Weise zur Ernährungsbildung der Schüler*innen bei. Besonders akzeptanzbildend können dabei Informations- und Dialogangebote wirken, welche die Hintergründe der Maßnahme transparent machen sowie Schüler*innen, Lehrkräften und Eltern die Chance einer aktiven Beteiligung bei der Ausgestaltung des künftigen Essensangebots bieten. Voraussetzung für die genannten Schritte dafür ist, dass auch weiterhin die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung für Schulen konsequent umgesetzt werden. Vor Ort werden dabei auch Allergien und Unverträglichkeiten sowie eine vegane Ernährungsweise von Schüler*innen bei Bedarf berücksichtigt. Ein Karlsruher Caterer hat bereits an einer Karlsruher Grundschule mit einem von der Stadtverwaltung begleiteten Pilotprojekt aufgezeigt, dass dies grundsätzlich möglich ist.  

Die erforderlichen Mehrkosten sollen ermittelt und dann geklärt werden, in welchem Umfang eine Erhöhung des städtischen Zuschussbedarfs erforderlich ist.

Unterzeichnet von:

Renate Rastätter, Aljoscha Löffler, Benjamin Bauer, Christine Großmann, GRÜNE Fraktion

Parsa Marvi, Irene Moser, Yvette Melchien, SPD-Fraktion

Hintergrundinformationen:

Gemeinderatssitzung 20.04.21: verwiesen in Fachausschuss.

Der Antrag wurde bei der Sitzung des Hauptausschusses am 16.06.2021 behandelt.

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