Gendergerechte Sprache

Redebeitrag von Jorinda Fahringer zu TOP 8 der Gemeinderatssitzung am 25.01.2022

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, liebe Kolleg*innen, sehr geehrte Anwesende!

Dass ich jetzt hier „Anwesende“ sage und nicht „sehr geehrte Damen und Herren“ ist auch für mich neu, aber „sehr geehrte Damen und Herren“ impliziert einfach, dass es nur zwei Geschlechter gibt, nämlich männlich und weiblich. Und das trifft nicht mal biologisch zu: Neben männlich und weiblich gibt es auch intersexuelle Menschen. Und dann ist da noch die „geschlechtliche Identität“: Nicht jeder Mensch identifiziert sich mit dem Geschlecht, mit dem er biologisch geboren worden ist. Und es gibt auch Menschen, die sich keinem biologischen Geschlecht zugehörig fühlen.

Das hat das Bundesverfassungsgericht anerkannt, Sie finden den Verweis auf das entsprechende Urteil in den Vorlagen der Verwaltung.

Dass wir uns hier gesellschaftlich weiterentwickeln und endlich akzeptieren, dass es weit mehr als das binäre System gibt, wird sich auch in der Art und Weise, wie wir miteinander sprechen, niederschlagen. Und gerade die Stadt soll hier mit bestem Beispiel voran gehen.

Die Mitarbeiter*innen sind heute schon verpflichtet, gendersensible Sprache anzuwenden. Was sich geändert hat, ist der Blick auf Geschlecht, auf das biologische und gefühlte Geschlecht – ich verweise an dieser Stelle nochmal auf das Verfassungsgerichtsurteil.

Deshalb ist es aus Sicht von uns Grünen sehr begrüßenswert, dass die Stadt die Option des Gendersterns im Rahmen eines Kompendiums mit Vorschlägen zur respektvollen Sprache aufnimmt. Wir freuen uns, dass die Stadt eine aktive Rolle in diesem Diskurs einnehmen möchte und wir werden das voll unterstützen.

Den Antrag von KAL/DIE PARTEI, in Zukunft einfach nur noch das generische Femininum  zu verwenden, finde ich persönlich natürlich sehr charmant und das deckt sich vielleicht mit meiner Aussage aus dem Hauptausschuss, dass alles besser sei als das generische Maskulinum. Aber wir wollen ja alle ansprechen und nicht nur mitmeinen.

Dabei ist respektvolle Sprache keine Frage von elitärem Getue, respektvolle und inklusive Sprache ist eine Sache der Gewohnheit.

Die deutsche Sprache bietet eine derartige Vielfalt an, dass ich auch ganz ohne Gendersternchen und Gottisschlag alle respektvoll ansprechen kann. Genau darum soll es, so hab ich das verstanden, in dem Kompendium gehen: Es soll Kommunikationsmöglichkeiten aufzeigen, den Mitarbeiter*innen Formulierungshilfen bieten. Und wer weiß, welche Formen noch gefunden werden im Diskurs um gendersensible Sprache.

Sehr geehrte Anwesende! Ich werde auch immer mal wieder „sehr geehrte Damen und Herren“ sagen. Aber ich bin stets bemüht. Und ich glaub, das ist das mindeste, was wir alle dazu beitragen können, dass sich auch Menschen, die sich für ihre Identität leider viel zu oft verstecken müssen, und leider viel zu viel Hass und Respektlosigkeit in dieser Welt erfahren, angesprochen und angenommen fühlen.

Vielen Dank.

Jorinda Fahringer

Fraktionsvorsitzende

Redebeitrag von Jorinda Fahringer zu TOP 3 der Hauptausschussitzung am 11.01.2022

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Kolleg*innen, sehr geehrte Anwesende,
 
Sprache prägt, Sprache formt unsere Gedanken, unsere Gedanken wiederum lenken unsere Handlungen, Sprache ist mächtig: Sie kann ausgrenzen, diskriminieren und respektlos sein. 
 
Gerade die deutsche Sprache bietet aber eine sprachliche Vielfalt an, die wir nutzen können. So nutzen, dass wir die Diversität, die Vielfalt in unserer Gesellschaft sichtbar machen, so nutzen, dass wir nicht ausgrenzen, sondern dass wir respektvoll miteinander sprechen und alle mitmeinen. 
 
Denn ja, es gibt Menschen, die sich als nicht-binär bezeichnen, sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zuordnen können oder sich in einem Transformationsprozess befinden und aktuell keine Zuordnung treffen möchten und können. Das Verfassungsgericht hat das bestätigt, den Verweis finden sie auch in der Vorlage der Verwaltung.

Wir GRÜNE begrüßen, dass als nächster Schritt ein Kompendium mit Empfehlungen für die Ansprache unterschiedlicher Zielgruppen erstellt werden soll mit dem Ziel einer umfassenden wertschätzenden Kommunikation, die allen Menschen respektvoll begegnet. 
 
Wir begrüßen auch, dass der Genderstern als eine Option ermöglicht werden soll. So kann sich jede Person entscheiden, wie sie sich ausdrücken möchte. Denn: Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Vielfalt darzustellen – und alles ist besser als das ignorante generische Maskulinum, das nicht „automatisch alle mitmeint“ wie lange angenommen.
 
Manche bevorzugen den Gendergap, andere sind wegen Lesbarkeit von Vorlese-Programmen für Menschen mit Sehbehinderung vom Doppelpunkt überzeugt. Wir GRÜNE haben uns auf das Gendersternchen geeinigt. Elegant ist auch der Mittelpunkt, aber das Zeichen findet sich auf den allermeisten Tastaturen leider nicht.

Die Aussprache ist bei all diesen Varianten gleich: Der glottale Verschlusslaut, oder auch Glottisschlag, der zum Beispiel bei „Spiegel-Ei“ selbstverständlich ist, mag zunächst ungewohnt sein, beispielsweise bei „Politiker*innen“ oder „Journalist*innen“, aber es klappt und Sie werden sehen, schon bald werden Sie es gewohnt sein.
 
Und nochmal: Die deutsche Sprache bietet eine Vielfalt, da können wir auch ganz ohne Gendergap alle Mitgemeinten ansprechen.

Es ist ja spannend, wie sehr geschlechtergerechte Sprache so manches Gemüt erhitzt. Dabei bitte wie immer beachten, dass nicht unbedingt die in der Mehrheit sind, die sich am lautesten oder am vehementesten für ihre Meinung einsetzen.
 
Es kommt auch oft: „als hätten wir nichts besseres zu tun, damit muss muss jetzt mal Schluss sein“. Ja, auch ich würde die Diskussion um respektvolle Sprache gerne beenden. Es hält auf, es lenkt ab und es ignoriert den Kern des Problems, nämlich die immer noch vorherrschende Ungleichstellung der Geschlechter in allen Bereichen. Frauen und diverse Menschen müssen besser repräsentiert werden, in allen Bereichen unseres Zusammenlebens.
 
Vielen Dank.

Jorinda Fahringer

Fraktionsvorsitzende

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