Runder Tisch Geburt

Rede von Verena Anlauf bei der Sitzung des Sozialausschusses am 15. März 2023 zu TOP 4:

Freude und Schock gleichzeitig.
Toll, dass die verschiedenen Professionen teilnehmen, auch die Krankenkassen. Vor allem, dass über die Organisation Mother Hood und über die Gleichstellungsbeauftragte die Frauen eine originäre Stimme erhalten. Schön, dass die Beteiligten zusammenarbeiten können und ein gemeinsames Papier erarbeitet haben. Das ist nicht in allen Städten so, weil es oft zu viele Konflikte zwischen den Parteien gibt.
Dank auch an Jonas Nees vom Kinderbüro, der den Runden Tisch moderierte.

Begrüßenswert ist vor allem, dass mittels des Runden Tisches eine vom Land bezahlte Stelle für ein Jahr genehmigt wurde, die für Vernetzung in diesem Bereich zuständig ist. Sie erstellt z.B. eine Homepage, auf der alle an der Geburt beteiligten Adressen und Infos für Karlsruhe zusammengefasst werden.

Schock, weil die miserable unwürdige Situation jetzt auch für Karlsruhe nochmal klar auf dem Tisch liegt. Und da ist Karlsruhe beileibe nicht schlechter dran als andere Gemeinden. Ich weiß, die Fachleute, Hebammen und Ärzt*innen tun ihr Bestes, aber der Fachkräftemangel ist einfach zu groß und die Geburtshilfe wird seit Jahrzehnten untervergütet.
Die geburtshilfliche Versorgung ist aktuell nur möglich, da alle beteiligten Professionen täglich über ihre üblichen Kapazitäten hinausgehen. Die eins zu eins Versorgung, auch auf dem Höhepunkt einer Geburt, ist nicht verlässlich möglich, obwohl von der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe als unerlässlich gefordert. Ein Kreislauf: Hebammen beenden ihren Beruf frustriert wegen Erschöpfung.

Es kommt vor, dass Frauen in den Wehen von den Krankenhäusern in Karlsruhe abgewiesen werden und deshalb auf die Autobahn müssen um eine andere Klinik zu suchen.
Hier ist die Bundespolitik dringend gefragt.

Unsere Vorschläge für die weitere Arbeit des Runden Tisches sind:

– der Runde Tisch Geburt lädt die Fraktionen zu einer Sitzung ein, damit wir unmittelbar verstehen was zu tun ist. Auch, was auf Landes- und Bundesebene weitergegeben werden muss.

– wir plädieren außerdem dafür, dass die Patient*innenrechte gestärkt werden und diese Rechte prominent auf der noch zu erstellenden Homepage dargestellt werden. Die Frauen müssen unterstützt werden ihre Rechte wahrzunehmen.

– wir wünschen uns, dass der Runde Tisch weiterhin die Situation so schildert wie sie ist, erst dann ändert sich etwas.

–  es soll ein konkreter Maßnahmenkatalog erstellt werden.

Es ist traurig und macht wütend, dass in unserem reichen Land die Geburtshilfe ein Stiefkind ist. Dass vor allem wegen des Hebammenmangels zu wenig auf die Wünsche der Frauen eingegangen werden kann und dementsprechend der Start für die Kinder nicht wirklich gut ist.
Jetzt muss es z.B. darum gehen, ein hebammengeführtes Geburtshaus in Karlsruhe aufzubauen. Das ist aber nicht die Aufgabe des Runden Tisches, der dieses Anliegen in seinem Papier ebenfalls für wichtig hält. Hier unterstützen wir Mother Hood gern, die, soweit wir hörten einen neuen Start wagen. Denn das Recht auf Wahlfreiheit in Bezug auf den Geburtsort existiert in Karlsruhe nicht.

Vielen Dank

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