Kindgerechte pädagogische Ausgestaltung der Ganztagsgrundschulen in Karlsruhe (Rhythmisierung)

Antrag

  1. Die Stadtverwaltung erstellt eine Bestandsaufnahme an welchen Ganztagsgrundschulen in der Wahlform gemischte Klassen von Halbtagskindern und Ganztagskindern im Schuljahr 2015/2016 eingerichtet sind und an welchen Ganztagsgrundschulen eigenständige Ganztagszüge bestehen.
  2. Die Stadtverwaltung entwickelt eine Konzeption, wie beim weiteren Ausbau der Ganztagsgrundschulen in der Wahlform für alle Ganztagsgrundschulen eine Trennung in eigenständige Ganztagszüge und Halbtagszüge erreicht werden kann.
  3. Mit dieser Konzeption soll das Wahlangebot für die Eltern von Grundschulkindern künftig pädagogisch klarer mit folgenden Bausteinen profiliert werden:
    • verbindliche Ganztagsgrundschulen mit einer Teilnahme aller Schülerinnen und Schüler am Ganztag
    • eigenständige Ganztagszüge und Halbtagszüge an Ganztagsgrundschulen in der Wahlform
    • Halbtagsgrundschulen ergänzt durch freiwillige Betreuungsangebote oder Hort.
  4. Die Stadtverwaltung ermuntert Ganztagsgrundschulen, neben den bisher schon praktizierten Kooperationen mit Verbänden für pädagogische Angebote sowie Angebote zu besonderen Thematiken (u. a. Kultur, Sport, Natur- und Umweltschutz) von der Monetarisierung Gebrauch zu machen.

Sachverhalt/Begründung

Mit der Fortschreibung der Rahmenkonzeption und Richtlinie der Stadt Karlsruhe zur Förderung von „Ganztagsangeboten für Grundschulkinder“ hat die Stadtverwaltung auf die gesetzliche Verankerung der Ganztagsgrundschule der grün-roten Landesregierung reagiert. Die Entwicklung der Karlsruher Ganztagsgrundschulen ist somit auch weiterhin auf einem guten Weg. Wir GRÜNE begrüßen es, dass zusätzlich zu den 12 Lehrerstunden pro Ganztagsklasse, die das Land gewährt, Stadtverwaltung und Gemeinderat weiterhin an einer zusätzlichen pädagogischen Fachkraft pro Klasse von 12.00 Uhr bis 16.00 Uhr festhalten und ein additives Betreuungsangebot bis 17.30 Uhr gebucht werden kann.

Ergänzend zur Rahmenkonzeption besteht noch ein Handlungsbedarf bei der pädagogischen Ausgestaltung der Ganztagsgrundschule. Kinder in der Halbtagsschule haben in der Regel ihr gesamtes Unterrichtsangebot am Vormittag. Kinder der Ganztagsgrundschule brauchen eine andere Tagesstruktur. Die Rhythmisierung des Schultags bedeutet, dass sich Phasen der Anspannung und Entspannung altersgemäß abwechseln und somit Unterrichtsanteile, Freizeitangebote und ergänzende Bildungsangebote sowie Übungsphasen altersgemäß über den ganzen Schultag verteilen. Dabei kann auch Monetarisierung, d. h. die Umwandlung einer Lehrerstunde (möglich sind maximal sechs pro Ganztagsklasse) in Mittel für besondere pädagogische Angebote in Anspruch genommen werden.

Bei Klassen, die gemischt aus Ganztags- und Halbtagskindern zusammengesetzt sind, muss das gesamte Unterrichtsangebot auf den Vormittag konzentriert und die ergänzenden Angebote auf den Nachmittag gelegt werden. Das Prinzip „vormittags Unterricht und nachmittags Betreuung“ widerspricht aber den pädagogischen Qualitätsstandards der Ganztagsschule sowie den gesetzlichen Anforderungen. Nur in den verbindlichen Ganztagsgrundschulen (sowie Gemeinschaftsschulen) ist es derzeit sichergestellt, dass die pädagogische Rhythmisierung verlässlich umgesetzt wird.

Wir GRÜNE wissen, dass die Karlsruher Ganztagsgrundschulen mit gemischten Klassen engagiert versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. Einige Schulen erreichen durch einen verbindlichen Nachmittag für alle Kinder zumindest eine teilweise Rhythmisierung. Viele betroffene Ganztagsgrundschulen wünschen sich eigenständige Halb- und Ganztagszüge oder eine verbindliche Ganztagsgrundschule für alle Kinder. Dies scheitert heute noch häufig daran, dass die separate Klassenbildung wegen der nicht passgenauen Anmeldungszahlen misslingt.

Zweifelsohne sind beim derzeitigen rasanten Ausbau der Ganztagsgrundschulen in der Wahlform gemischte Klassen nicht völlig zu vermeiden. Dennoch muss jetzt mit strategischen und konzeptionellen Überlegungen begonnen werden, Lösungen zu entwickeln, wie künftig separate Ganz- und Halbtagszüge erreicht werden. Die Attraktivität und Akzeptanz der Ganztagsgrundschule wird künftig entscheidend davon abhängen, ob die Eltern zuverlässig erkennen können, dass da, wo Ganztagsschule drauf steht, auch Ganztagsschule drin ist. Der Gesamtelternbeirat der Stadt Karlsruhe verfolgt ebenfalls dieses Ziel. Die Stadt Stuttgart ist bereits auf dem Weg, gemischte Klassen zu überwinden. Es gibt dazu einen Gemeinderatsbeschluss.

Für die echte Wahlfreiheit der Eltern ist es aus Sicht der Grünen notwendig, dass die Angebotsstruktur der Ganztagsgrundschulen geschärft und profiliert wird. Eltern müssen künftig entweder eine verbindliche Ganztagsgrundschule für alle Kinder, eine Ganztagsgrundschule in der Wahlform mit eigenständigen Ganztagszügen oder eine Halbtagsgrundschule ergänzt durch freiwillige Nachmittagsangebote an Standorten ohne Ganztagsgrundschule wählen können.

Unterzeichnet von:

Bettina Lisbach, Renate Rastätter, Alexander Geiger, Daniela Reiff

Aus der Gemeinderatssitzung am 24.11.2015:

Wir setzen uns seit Jahren dafür ein, dass alle Familien die Wahlmöglichkeit für eine Ganztagesgrundschule in erreichbarer Nähe haben. Die pädagogischen Vorteile des Ganztagesbetriebes können jedoch nur dann verwirklicht werden, wenn der Unterricht für die gesamte Klasse bis in den Nachmittag hinein rhythmisiert wird. An Schulen mit einem solchen verbindlichen Bildungsangebot ist aus unserer Sicht ein zusätzliches Betreuungsangebot in Form der bisherigen Horte nicht mehr nötig.

Stellungnahme der Stadtverwaltung für die Gemeinderatssitzung am 26.01.2016

Aus der Gemeinderatssitzung am 26.01.2016:

Wir erhielten die Zusage, dass die Verwaltung eine Bestandsaufnahme erstellen wird, an welchen Ganztagsgrundschulen eigenständige Ganztagszüge bestehen und an welchen Ganztagsgrundschulen am Vormittag gemischte Klassen von Halb- und Ganztagskindern unterrichtet werden. Wir hoffen, dass dieses Thema bald in den Schulbeirat aufgenommen wird, um Lösungsmöglichkeiten für eigenständige Ganztagszüge zu erfahren und darüber zu beraten, wie diese schrittweise umgesetzt werden können.

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