Scheiternskultur in Gründerzentren der Stadt Karlsruhe

Anfrage:

  1. Wie viele Unternehmensgründungen in den Karlsruher Gründerzentren scheitern? Bitte für die Jahre 2016 bis 2018 die absoluten Zahlen und den prozentualen Anteil der insgesamt dort angesiedelten Firmen nennen.
  2. Wie wird mit dem möglichen Scheitern von Start-Ups in Karlsruher Gründerzentren umgegangen?
  3. Wie wird in Karlsruher Gründerzentren eine positive Kultur des Scheiterns vermittelt?
  4. Gibt es Beratungs- und Unterstützungsangebote für bereits gescheiterter Gründer*innen von Start-Ups, die z.B. dabei helfen mit einem Projekt abzuschließen und neue Perspektiven zu finden? Um welche Form von Angeboten handelt es sich?
  5. Erhalten Gründer*innen, die mit einem Start-Up gescheitert sind, weitere Chancen auf einen Platz in Karlsruher Gründerzentren? Verändern sich in diesen Fällen der Unterstützungszeitraum oder die Unterstützungsleistungen?

Sachverhalt/Begründung

Viele Start-Ups scheitern. Scheitern ist ein natürlicher Prozess und ein reales Risiko für jedes Unternehmen. Laut Informationen des statistischen Bundesamts bestanden im Jahr 2005 lediglich noch 41 % aller erfassten Unternehmen fünf Jahre nach ihrer Gründung. Damit scheitern mehr Start-Ups als sich am Markt längerfristig etablieren konnten.

Das Scheitern hat Auswirkungen auf die Psyche und das Selbstverständnis von Gründer*innen. In der deutschen Unternehmenskultur wird Scheitern noch weitgehend als Misserfolg und häufig als Versagen wahrgenommen. Die Unterstützung und Akzeptanz des Scheiterns kann hingegen dazu beitragen, Gründer*innen zu ermutigen und weniger Druck auszuüben. Damit wächst die Lust am Unternehmen und der Herausforderung.

Nach Informationen des Deutschen Start-Up-Monitors 2015 hat ein Drittel aller Startup-Gründer*innen bereits ein zuvor begonnenes Startup-Projekt eingestellt. Nach dem Deutschen Start-Up-Monitor von 2017 würden zwei von drei Gründer*innen trotz eines Scheiterns wieder ein Startup gründen. Erfolg gelingt häufig erst nach mehreren Anläufen. Es gilt, das Potential und die Lerneffekte eines Scheiternsprozesseses bestmöglich zu nutzen. Gerade auch schon einmal gescheiterte Gründer*innen sollten deshalb erneute Chancen für Unterstützungen erhalten. Ein zentrales Ziel der Gründungsförderung muss es sein, die Möglichkeit des Scheiterns zu normalisieren und eine positive Kultur gegenüber gescheiterten Vorhaben in Karlsruher Gründerzentren voranzutreiben.

 Unterzeichnet von:

Zoe Mayer, Joschua Konrad, Ekkehard Hodapp

Stellungnahme der Stadtverwaltung für die Gemeinderatssitzung am 14.05.2019

Aus der Gemeinderatssitzung vom 14.05.2019:

Auch, wenn jemand bereits einmal ein Unternehmen abgewickelt hat, kann er mit einem neuen Gründungsvorhaben (und um die entsprechenden Erfahrungen reicher) wieder städtische Räume erhalten.

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