Handel mit Wildtieren in Zeiten der Corona-Krise

Mit der „Terrabörse Karlsruhe“ und der “Terraristikmesse Karlsruhe”
finden mehrmals im Jahr große Reptilienbörsen in Karlsruhe statt.

  1. Wie wird sichergestellt bzw. kontrolliert, dass auf dieser Börse keine Wildfänge angeboten werden – auch im Zusammenhang mit der Verbreitung potentieller Krankheiten (z.B. Leptospirose, Mycobakterien, Chlamydien, Ranaviren) oder Krankheitsträgern (z.B. Zecken)?

  2. Welche Maßnahmen, wie z.B. Auflagen für Importeur*innen und Händler*innen, werden in Karlsruhe ergriffen, um eine Ausbreitung von Zoonosen durch den Handel mit Wildtieren für die Privathaltung zu verhindern?
    Das Robert Koch Institut (RKI) hat im Zusammenhang mit der aktuellen Corona-Pandemie auf die Gefahr, die vom Wildtierhandel ausgeht, hingewiesen.
  3. Welche Konsequenzen sieht die Stadtverwaltung in Bezug auf Durchführung / Nichtdurchführung der genannten Terraristikmessen?

  4. Welche Informationen liegen der Stadtverwaltung zu Tierschutzmissständen, wie z.B. auf der Terraristikmesse Karlsruhe und Terrabörse Karlsruhe vor?


  5. Wie viele Verstöße gegen die Tierbörsenleitlinien des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz wurden seit 2015 bis heute auf solchen Veranstaltungen geahndet?

Sachverhalt / Begründung:

Jedes Jahr werden Hunderttausende exotische Wildtiere für den deutschen Heimtiermarkt importiert, darunter viele Wildfänge. Solange die Arten nicht durch das Washingtoner Artenschutzabkommen CITES ausdrücklich geschützt sind, ist eine Verschleppung an andere Orte rechtlich nach wie vor möglich.

Gerade aber bei diesen Tieren, die sehr häufig von gewerblichen Händler*innen angeboten werden und die nicht aus Nachzuchten stammen, ist mit einer erhöhten Keimzahl von potenziellen Krankheitserregern zu rechnen.

Neben einer möglichen physischen Bedrohung durch die Haltung dieser Tiere befördern daher der Handel als auch die Haltung exotischer Tiere die Entstehung von Zoonosen. Die Diskussion über die daraus für den Menschen resultierenden Folgen erhalten vor dem Hintergrund der aktuellen Corona-Pandemie eine neue Bedeutung. COVID-19 ist nicht die erste für Menschen hoch gefährliche Zoonose. Bereits in der Vergangenheit kam es zu Übertragungen, wie zum Beispiel von Ebola, SARS oder der Vogelgrippe.
 

Auch Salmonellenerkrankungen stellen ein zunehmendes Problem dar. Schätzungsweise 90 Prozent aller gehaltenen Reptilien sind hier Träger, was laut dem RKI immer häufiger zu schweren Erkrankungen führt – vereinzelt auch zu Todesfällen, insbesondere bei Kleinkindern. Laut RKI sinkt die Häufigkeit von Salmonellenerkrankungen, die durch Lebensmittel wie Hühnereier verursacht werden, stetig, während der Anteil von Reptilien-basierten Salmonellenerkrankungen seit den 1990er Jahren von knapp vier auf 40 Prozent angestiegen ist.

Dem Handel mit Wildtieren und insbesondere der Haltung im privaten Haushalt kommen somit bei der Ausbreitung von Zoonosen auch in Europa eine große Bedeutung zu. 

Unterzeichnet von:

Michael Borner, Christine Großmann, Renate Rastätter, Christine Weber,

Niko Riebel, Zoe Mayer, Dr. Clemens Cremer

Stellungnahme der Verwaltung bei der Gemeinderatssitzung am
20. Oktober 2020

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