Anfrage:
- Wie groß ist der öffentliche Grünflächenanteil an der Gesamtfläche der Stadt Karlsruhe und wie setzt er sich zusammen (Wiesenflächen, Verkehrsflächen, Böschungen, Gärten/Parks, Friedhöfe, Bäder, Freizeitflächen …?
- Wie hoch ist davon der Anteil der Grünflächen, die aus ökologischen Gründen als Blumenwiesen nur ein- bis zweimal im Jahr gemäht werden und bei denen das Mähgut abgeräumt wird?
- In welcher Größenordnung kommt eine Ausweitung dieser ökologisch wertvollen Wiesenflächen mit ein- bis zweimaliger Mahd grundsätzlich auf den Grünflächen infrage, sowohl in der Verantwortung städtischer Dienststellen als auch der Verkehrsbetriebe?
- Können dabei auch Kleinflächen berücksichtigt werden?
- Wie hoch sind für die zur Umstellung in Frage kommenden Flächen die Kosten für das bisherige Mähverfahren und mit welchen zusätzlichen Kosten müsste bei der Umstellung auf das ökologische Verfahren gerechnet werden?
Sachverhalt/Begründung
Der Insektenverlust, vor allem der Bestäuberinsekten Honigbienen, Wildbienen, Hummeln und Schmetterlingen, verläuft immer dramatischer. Er hängt eng mit dem Pestizideinsatz in der industrialisierten Landwirtschaft und dem Verlust ihrer Lebensräume zusammen. Bundesweite Studien haben mittlerweile nachgewiesen, dass den Städten mit ihren naturnahen Grünflächen eine immer wichtigere Rolle für den Erhalt von Bestäuberinsektenarten zukommt.
In den letzten Jahrzehnten wurde in Karlsruhe schrittweise mit der Umstellung auf eine naturnähere Grünpflege begonnen. Heute ist unvorstellbar, dass im Jahr 1976 noch 76 % der Grünflächen zwischen acht- und zwölfmal pro Saison gemäht wurden. Heute werden nur noch 5 % der Flächen so intensiv gemäht. 32 % der Grünflächen sind derzeit sogenannte Blumenwiesen, die nur ein- bis zweimal im Jahr gemäht werden. Wir sind also schon ein gutes Stück beim Insektenschutz vorangekommen.
Mit unserem grünen Fraktionsantrag „Bienen schützen – Masterplan für Biodiversität“ haben wir u. a. eine Ausweitung von Blütenwiesen mit einheimischem Saatgut als Bienenweiden beantragt. Die Stadtverwaltung hat in ihrer Antwort dieses Ziel aus ökologischen Gründen als wünschenswert bezeichnet, aber darauf hingewiesen, dass dies zu einem beachtlichen finanziellen Mehraufwand führen würde. Ursächlich dafür sei vor allem die Notwendigkeit, das Mähgut abzufahren. Ein Magerstandort sei die Voraussetzung für die Artenvielfalt der Blühpflanzen. Auf Grünflächen, die mindestens dreimal pro Saison gemäht werden, bleibt das Mähgut als Mulch liegen. Die Artenvielfalt an Blühpflanzen und somit auch der Insekten ist dadurch geringer.
Zu unserer Freude hat sich – neben der Stadtverwaltung – auch der gesamte Gemeinderat positiv zu den Zielen unseres Fraktionsantrags geäußert. Für uns ist jetzt wichtig zu erfahren, welche weiteren Grünflächen sich für eine Ausweitung von extensiv gepflegten Blumenwiesen eignen würden und wie hoch der finanzielle Mehraufwand wäre, wenn sie ebenfalls nur ein- bis zweimal pro Saison gemäht und abgeräumt würden. Diese Information ist aus unserer Sicht wichtig, damit der Gemeinderat entscheiden kann, ob und wie viele Mittel er dafür zur Verfügung stellt. Die Anfrage soll auch Aufschluss darüber geben, welche Haushaltsmittel erforderlich werden.
Unterzeichnet von:
Renate Rastätter Johannes Honné Zoe Mayer
Stellungnahme der Stadtverwaltung für die Gemeinderatssitzung am 26.09.2017
Aus der Gemeinderatssitzung am 26.09.2017:
Der dafür nötige Abtransport des Mähgutes führt zu höheren Kosten – und deshalb wurden die so behandelten Flächen seit dem Jahr 2000 von 193 auf nunmehr 90 ha mehr als halbiert.
Wir werden im nächsten Doppelhaushalt die finanziellen Mittel beantragen, die nötig sind, um auf den dafür geeigneten Flächen im Stadtgebiet wieder naturnahe und insektenfreundliche Wiesen entstehen zu lassen!
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