Internetbörse für Patenschaften für Ernte und Pflege von Streuobstwiesen

Antrag

  1. Die Stadtverwaltung richtet eine Internetbörse ein, um Streuobstwiesenbesitzer*innen, die ihre Fläche selbst nicht mehr nutzen, mit Interessent*innen zu vermitteln. Dabei können Besitzer*innen wählen, ob sie einzelne Bäume für die Ernte freigeben oder Patenschaften für Pflege und Ernte von Obstbaum-Parzellen abschließen oder Streuobstwiesenanteile verpachten wollen. Die Internetbörse wird zwei Jahre lang getestet.
  2. Die Stadtverwaltung führt gemeinsam mit den Ortsverwaltungen eine Abfrage bei privaten Eigentümer*innen von Obstbaumparzellen in den Karlsruher Streuobstwiesen durch und weist dabei auf die Internetbörse hin. Die Umfrage soll klären, wie groß die Bereitschaft ist, einzelne Bäume für die Ernte freizugeben und/oder Patenschaften für Pflege und Ernte von Obstbaum-Parzellen einzugehen und welche Maßnahmen eine Nutzung wirksam unterstützen könnten (z.B. Abnahmemöglichkeiten im Stadtgebiet).
  3. Die Stadtverwaltung wirbt gezielt dafür, dass deutlich mehr Kindertagesstätten, Schulen sowie weitere Interessent*innen für die Ernte, Nutzung und Pflege sowie Bildung von Patenschaften und Pachtmöglichkeiten gewonnen werden können.
  4. Es werden dazu – ggf. in Kooperation mit der Streuobstinitiative im Stadt- und Landkreis Karlsruhe e.V. – Aktionstage, Führungen, intensive Beratung sowie Unterstützung angeboten und durchgeführt. Dabei soll auch eine Zusammenarbeit mit den durch den Landschaftserhaltungsverband Landkreis Karlsruhe e. V. ausgebildeten Streuobstpädagog*innen angestrebt werden.

Sachverhalt/Begründung

Die Karlsruher Streuobstwiesen sind wunderschöne Kulturlandschaften. Sie haben einen hohen Stellenwert für die biologische Vielfalt, das Landschaftsbild und die Naherholung.

Darüber hinaus liefern sie jedes Jahr eine Vielfalt an gesunden und schmackhaften Früchten. Es ist deshalb sehr wichtig, dass die Streuobstwiesenbestände gepflegt werden und positiv, wenn das Obst geerntet wird, bevor es verdirbt. Um den fortschreitenden Niedergang der Streuobstwiesen aufzuhalten und den Pflegezustand zu verbessern, hat der Gemeinderat 2018 ein wegweisendes Streuobstwiesenkonzept beschlossen. Da aufgezeigt wurde, dass mit den vorhandenen personellen Ressourcen der Pflegezustand nicht gesichert werden kann, haben wir Grüne im Doppelhaushalt 2019/20 in einem ersten Schritt drei zusätzliche Stellen beantragt, wobei wir zumindest für 1,5 Stellen eine Mehrheit erreichen konnten.

Seit Jahren werden viele Obstbäume nicht mehr abgeerntet. Im letzten Sommer und Herbst war es besonders schlimm zu beobachten, wie viele Tonnen Pflaumen, Äpfel, Birnen, Kirschen, Mirabellen und Quitten verrottet sind. Unser Antrag zielt darauf ab, diese Verschwendung von regionalem Obst zu verringern, die Wertschätzung von Streuobst(wiesen) zu steigern und dazu Schulen, Familien, Freundeskreise und Sozialinitiativen mit den Eigentümer*innen zusammenzubringen. Sofern eine große Bereitschaft besteht, Bäume zur kostenlosen Ernte freizugeben, sollte geprüft werden, wie diese Bäume gekennzeichnet werden können (vgl. in der Kommune Aichwald verwendete „Markierungsbänder“ ).

Bereits im Mai 2017 hat das Umweltamt ein Konzept für eine Internetbörse für Obstbaum-Patenschaften im Umweltausschuss vorgestellt. Die Umsetzung wurde zunächst zurückgestellt und auf die Streuobstinitiative des Landkreises Karlsruhe verwiesen. Wir Grüne sehen in der Streuobstinitiative eine hervorragende Einrichtung, die Apfel- und Birnensaft produziert und vermarktet, Kurse organisiert, eine Grundstücksbörse für Verkauf und Verpachtung eingerichtet hat und in regionalen Naturschutz investiert. Wir befürworten deshalb Aktivitäten der Stadt zur Unterstützung und weiteren Bekanntmachung der Streuobstinitiative. Für viele Eigentümer*innen kleinteiliger Parzellen im Stadtgebiet stellen aber die Zertifizierung der Grundstücke und die Obstablieferung an bestimmten Terminen hohe Hürden dar. Deshalb stellen die von uns beantragten Maßnahmen keine Konkurrenz zur Streuobstinitiative dar, sondern sind eine sinnvolle Ergänzung dazu.

Wir Grüne halten den jetzigen Zeitpunkt für geeignet, in der Öffentlichkeit intensiv für Patenschaften zum Ernten und Pflegen von Streuobstparzellen zu werben. Die Sensibilisierung der Menschen für den Erhalt der Biodiversität nimmt zu, genau wie der Wunsch, etwas dafür zu tun. Das zeigt der Trend zu Urban Gardening, Imkern und gesunden und nachhaltig produzierten Lebensmitteln aus regionaler Erzeugung.

Unterzeichnet von:

Renate Rastätter, Johannes Honné, Zoe Mayer, Ekkehard Hodapp, Verena Anlauf

Die Antwort der Stadt, in der auf bereits bestehende – aber offensichtlich ja nicht wirksame – Instrumente verwiesen wird, reicht uns nicht aus. Im Ausschuss für Umwelt und Gesundheit wollen wir Näheres erfahren.

Stellungnahme der Stadtverwaltung für die Gemeinderatssitzung am 14.05.2019

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