Gendersternchen

Änderungsantrag zu TOP 21 der Gemeinderatssitzung am 29.09.20: Gerechte Sprache

  1. Die Stadt führt das Sternchen (*) zur einheitlichen Kenntlichmachung gendersensibler Sprache ein. Wenn möglich werden grundsätzlich alle Menschen einbeziehende Begriffe verwendet.
  2. Die gendersensible Sprache wird konsequent in allen Bereichen umgesetzt, auch tatsächlich dauerhaft bei Stellenausschreibungen.

Sachverhalt

Dass Screen Reader das Gendersternchen (*) als Satzzeichen mitten im Wort vorlesen, trifft nur bei manchen Programmen zu. Modernere Software-Lösungen, insbesondere die systemeigenen Screen Reader der gängigsten Betriebssysteme, die in ihrer Nutzungszahl stetig zunehmen, erkennen die Sternchen bereits als Ausdruck gendersensibler Sprache und lesen sie wie vorgesehen mit einer minimalen Sprechpause im Wort vor. Im Gegenzug kommen andere Programme mit beiden Alternativen bei der Aussprache nicht zurecht. Der Wechsel zum Doppelpunkt würde also in dieser Hinsicht ebenfalls keine große Verbesserung darstellen.

Auch wenn der Doppelpunkt (:) von manchen Leseprogrammen (Screen Readern) nicht mitgelesen wird, erzeugt dieser Doppelpunkt andere Schwierigkeiten, die die Teilhabe einschränken. In einem Fließtext ist er, gerade  wenn bereits  zahlreiche Doppelpunkte im Text sind, schwer als gendersensible Sprache zu erkennen und so zu lesen. Gerade für Menschen, die  nicht gut sehen, aber keinen Reader verwenden, kann dies ein Problem darstellen. Das Sternchen (*) und der Unterstrich (_) werden nicht als gewöhnliche Satzzeichen verwendet und schränken so die Lesbarkeit nicht auf diese Art und Weise ein. Der Doppelpunkt wird von Menschen, die schlecht sehen oder den Text auch nur schnell überfliegen, mitten im Wort auch schnell als ”i” wahrgenommen. Auch dies schränkt die Lesbarkeit ein.

Der Doppelpunkt kann als Symbol des binären Geschlechtssystems gewertet werden. Das binäre System geht von zwei Geschlechtern aus: Mann und Frau. Zwei Punkte stehen eben auch nur für zwei Geschlechter. Doch wir sind vielfältiger. Das Sternchen kann dies viel stärker symbolisieren. Das Sternchen war auch bereits in der Vergangenheit das Symbol für Ergänzungen oder Erweiterungen, wie bei Fußnoten. So kann das Sternchen viel besser die Ergänzung um mehr als nur zwei Geschlechter symbolisieren.

Werden alle Geschlechter einbeziehende Begriffe verwendet, wie “Studierende” statt “Student*innen”, ist der Lesefluss im Text insgesamt für alle Menschen verbessert und die Anzahl der Probleme mit einem Reader deutlich reduziert.

Der Mensch sollte sich nicht in eine nicht passende Infrastruktur einfügen müssen, sondern die Infrastruktur sollte den Erfordernissen der Menschen angepasst werden. Das Sternchen ist derzeit eine sehr weitverbreitete Schreibweise bei Worten, bei denen es keine neutralen Begriffe gibt. Denn durch dieses fühlen sich besonders viele Menschen repräsentiert. Durch eine konsequente Nutzung des Sternchens, bei Worten ohne Alternative, können die Programmierer*innen der Reader dazu bewegt werden, das Sternchen entsprechend einer Pause lesbar zu machen. Angesichts der rasanten Entwicklung der letzten Jahre im Bereich der Computerlinguistik wird diese Thematik schon in naher Zukunft kein Hindernis mehr darstellen.

Ähnlich ist es auch bei Stellenausschreibungen zu betrachten. Nur wenn die Sternchen konsequent auch bei den Ausschreibungen im Internet eingesetzt werden, lernen die Algorithmen der Suchmaschinen auch so die gesuchten Stellen zu finden. Zumindest im Text zu den Stellenausschreibungen kann das Sternchen aber konsequent eingesetzt werden, ohne Hemmnisse bei der Auffindbarkeit. Das Gleiche gilt bei analogen Stellenausschreibungen in Zeitungen und Zeitschriften. Diese können somit alle mit dem Sternchen, ohne Hindernis diese zu finden, gestaltet werden. 

Unterzeichnet von:

Niko Riebel, Verena Anlauf, Dr. Iris Sardarabady, Christine Großmann,

Benjamin Bauer, Jorinda Fahringer, Aljoscha Löffler, Christine Weber

Der Änderungsantrag wurde in der Gemeinderatssitzung am 29.09.2020 unter TOP 21 behandelt.
Änderungsantrag und Stellungnahmen der Stadt

Verwandte Artikel