Temporäre Fahrradabstellanlagen

Antrag – zur Beratung im Gemeinderat

  1. Es werden Autoparkstände temporär zu Fahrradabstellplätzen umgewidmet. Während einer Umwandlung über einige Wochen oder Monate werden die Änderungen des Nutzungsverhaltens dokumentiert, um anschließend über die dauerhafte Errichtung von Fahrradabstellanlagen zu entscheiden.
  2. Die Stadt beschafft hierzu Fahrradständer bzw. als Fahrradständer konzipierte Parklets aus dem Budget für Gemeindestraßen. Diese Fahrradständer erfüllen die erforderlichen Anforderungen zum sicheren Anlehnen und Anschließen der Fahrräder.
Begründung/Sachverhalt

An den folgenden Örtlichkeiten besteht eine große Nachfrage nach Fahrradabstellmöglichkeiten direkt an bzw. auf den genannten Plätzen sowie in den angrenzenden Straßen, die zugleich als wichtige Zufahrten dienen. Bereits heute ist dort das Angebot an Abstellmöglichkeiten knapp und reicht häufig nicht aus:

  • Hauptbahnhof (Nordseite)
  • Albtalbahnhof
  • Europaplatz
  • Entenfang
  • Kronenplatz
  • Durlacher Tor
  • Bahnhof Durlach
  • Marktplatz

Aufgrund des 9 €-Tickets wird in den Monaten Juni bis August die Nutzung des ÖPNV aller Voraussicht nach stark ansteigen. Dadurch wird auch das Verkehrsaufkommen von Radfahrer*innen insbesondere an den Knotenpunkten des ÖPNV stark steigen, weshalb die Abstellkapazität für Fahrräder erhöht werden sollte. Der Zeitraum der temporären Fahrradabstellanlagen soll über den Zeitraum des Entlastungspaketes hinaus gehen, um zu beobachten, ob das neu geschaffene Angebot auch dauerhaft genutzt wird.

Nach dem Testzeitraum soll das weitere Vorgehen evaluiert werden. Auf Basis der Auslastung ist dann zu prüfen, ob die Parkstände wieder dem ruhenden Kfz-Verkehr zur Verfügung gestellt werden oder ob diese permanent zu Fahrradabstellplätzen umfunktioniert werden.

Um die bestehenden Kapazitäten optimal auszunutzen, sollten im Vorfeld darüber hinaus die „Fahrradleichen“ entfernt werden.

Ferner ist die Anschaffung von temporären Abstellmöglichkeiten langfristig eine sinnvolle Investition, da diese kontinuierlich in Pilotprojekten oder Reallaboren an weiteren Orten verwendet werden können. So kann regelmäßig der Bedarf an Fahrradabstellmöglichkeiten im Vergleich zu Autoabstellmöglichkeiten getestet werden, um eine möglichst faire Platzverteilung auf alle Verkehrsteilnehmenden zu bieten. Hier sind insbesondere die dichten Wohnquartiere zu nennen, in denen fehlende Fahrradabstellanlagen doppelt hinderlich sind, da dadurch die Gehwege zugestellt werden (müssen).

Eine wissenschaftliche Begleitung (z.B. durch studentische Abschlussarbeiten) dieser Umnutzung kann sinnvoll sein. Gerade dann, wenn mehrere ÖPNV-Haltepunkte oder ein gesamter Stadtteil gleichzeitig betrachtet werden. Bei Einzelfällen sollten allerdings einfache Zählungen des ruhenden Kfz- und Radverkehrs ausreichend sein.

Wir wollen uns als Fahrradstadt nicht den Rang ablaufen lassen und mithilfe dieser Maßnahmen eine langfristige Verbesserung der Verkehrslage in Karlsruhe bewirken.

Als temporäre Fahrradständer eignen sich gewöhnliche Fahrradanlehnsysteme, die im Erprobungszeitraum lediglich beschwert sind oder ausreichend Eigengewicht aufweisen, statt fest mit dem Untergrund verbunden sind. Hier hat beispielsweise die Stadt Nürnberg ein Modell für Veranstaltungsfahrradparkplätze entwickelt:

https://nationaler-radverkehrsplan.de/de/praxis/mobile-radstaender-fuer-veranstaltungen

Alternativ existieren ansprechend gestaltete Parkletsysteme:

https://www.rasti.eu/de/fahrrad/fahrradparksystem/fahrradstaenderwerbung/car-bike-port

https://www.archiproducts.com/de/produkte/vestre/fahrradstander-aus-metall-parklets-2-0-cycling_447943

Unterzeichnet von:

Aljoscha Löffler, Johannes Honné, Jorinda Fahringer,
Verena Anlauf, Michael Borner, Dr. Clemens Cremer

In der Gemeinderatssitzung am 28. Juni 2022 wurde unser Antrag beraten:
Die Stadt wird kurzfristig Fahrradständer am Hauptbahnhof sowie an Straßenbahnhaltestellen aufstellen.
Bei großer Akzeptanz sollen diese dort dauerhaft genutzt werden können.
Wir sehen darin einen weiteren Schritt, den Radverkehr in der Stadt zu fördern. Um die Verkehrswende anzutreiben, müssen jedoch weitere folgen. Wir bleiben dran!

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