Zweite Rheinbrücke: Alternativen prüfen!

 

Beitrag für die Stadtzeitung von unserem Stadtrat Johannes Honné

Bei der Anhörung zur zweiten Rheinbrücke wurde wieder deutlich: Die Ursache für morgendliche Staus aus der Pfalz ist nicht die dreispurige Brücke, sondern die anschließende Verengung auf die zwei Spuren der Südtangente, der sogenannte „Knielinger Pförtner“.

Die aktuelle Planung für eine parallele Brücke mit Weiterführung auf eben diesen Flaschenhals Südtangente löst das Problem also nicht. Auch eine spätere Weiterführung zur B 36 hilft wenig, weil auch diese Straße schon jetzt in der Hauptverkehrszeit überlastet ist.

Das offizielle Verfahren nennt entsprechend als Ziel auch nicht die Vermeidung von Staus, sondern eine Ersatzstrecke bei Ausfall der bestehenden Brücke, etwa wegen Bauarbeiten oder nach dem Anprall eines Schiffs. Aber muss man für solch seltene Fälle wirklich eine zusätzliche Brücke bauen? Selbst die in den nächsten Jahren anstehende Verstärkung der Fahrbahn könnte unter laufendem Verkehr mit zwei Spuren je Richtung durchgeführt werden, mit Sperrungen nur an einigen Wochenenden.

Der Bau der zusätzlichen Brücke und ihrer Zufahrten würde dagegen gravierende Schäden verursachen: Auf Karlsruher Seite würden wertvolle Naherholungs-Flächen entwertet und zusätzlicher Fernverkehr in das Stadtgebiet geleitet. Außerdem würde viel Natur zerstört – diesseits des Rheins, vor allem aber auf der Pfälzer Seite. Deshalb hat sich der Karlsruher Gemeinderat mit deutlicher Mehrheit gegen den Bau positioniert.

Es macht keinen Sinn, weiter unnötig für ein absehbar gescheitertes Projekt Geld und Zeit zu verschwenden. Die alte Landesregie-rung hat bisher auf badischer Seite praktisch keine Alternativen geprüft. Deshalb sollte aus unserer Sicht jetzt das Landes-Verkehrsministerium als Antragsteller entweder den Antrag für die Baumaßnahme zurückziehen und dann in einem neuen Verfahren mögliche Alternativen untersuchen, oder innerhalb des Verfahrens die Alternativen nachträglich prüfen.

Neben Verbesserungen im Bereich des Knielinger Pförtners könnte eine Brücke mit zwei baulich getrennten Richtungsfahrbahnen als Ersatz der bestehenden eine Lösung sein. Das würde den Pendler_innen eine dann ausfallsichere Verbindung über den Rhein bieten, ohne die Karlsruher Bevölkerung zusätzlich zu belasten.

Aber auch eine Ersatzbrücke wird viele Jahre Vorlauf- und Bauzeit benötigen. Für zusätzliche Kapazitäten über den Rhein zur Lösung des Stauproblems sehen wir eine Ausweitung des Öffentlichen Verkehrs als kurz- bis mittelfristige Lösung an: In vielen Bahnen sind selbst in der Spitzenzeit noch Sitzplätze frei. Auch zusätzliche Wagen wären möglich und Park&Ride könnte ausgebaut werden. Bei entsprechenden Verbesserungen und gutem Marketing würden sicherlich weitere Pendler*innen vom Auto auf den Öffentlichen Verkehr umsteigen. Der Faktencheck hat 2012 ergeben, dass schon bei 500 Kraftfahrzeugen weniger im morgendlichen Berufsverkehr kein Stau mehr entstehen würde.

 

 

 

 

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