Nicht allein und nicht ins Heim

GRÜNE fordern Ausbau von ambulant betreuten Pflegewohngruppen

In Karlsruhe – wie bundesweit – wächst der Wunsch von Seniorinnen und Senioren, ihr Leben im Pflegefall in einer familienähnlichen Pflegewohngruppe zu verbringen, in der für alles gesorgt ist, aber auch die Selbstständigkeit unterstützt wird. Doch leider gibt es in Karlsruhe bisher noch keine Angebote für diese neue Wohnform der ambulant betreuten Pflegewohngruppen.

In einem Antrag an den Gemeinderat fordert die Grüne Gemeinderatsfraktion daher, dass die Stadt – in Zusammenarbeit mit potenziellen Trägern – den Ausbau solcher Wohnformen aktiv unterstützt.

Manche Menschen bräuchten neben der Pflege im täglichen Leben Hilfe, möchten jedoch nicht in ein Pflegeheim umziehen. Andere wollen als Alleinlebende weiterhin im gewohnten Stadtteil wohnen bleiben, aber nicht einsam in einer großen Wohnung.

In einer ambulant betreuten Pflegewohngruppe zu leben, wäre für diese Menschen vielleicht die ideale Lösung. Bei dieser Wohnform leben acht bis zwölf Menschen in einer Wohnung und gestalten Teile des Alltags so weit als möglich selbstständig. Unterstützung finden sie dabei durch rund um die Uhr zur Verfügung stehende Präsenzkräfte und durch ambulante Pflegedienste. Auch die Möglichkeit, dass Angehörige weiterhin einen Teil der Pflege übernehmen, ist Teil des Konzeptes.

„Der Vorteil ist, dass die Seniorinnen und Senioren in solchen Wohnformen nicht vereinsamen und in einer überschaubaren Gruppe leben. Im Mittelpunkt steht bei diesem Konzept neben der körperlichen Pflege die gemeinsame Gestaltung des Alltags“, so Verena Anlauf, sozialpolitische Sprecherin der Fraktion. „So ist zum Beispiel gemeinsames Kochen und Essen genauso möglich, wie ein gemeinsamer Spaziergang mit Begleitung der Präsenzkräfte. Auch können die Bewohnerinnen und Bewohner – je nach Möglichkeiten der Einzelnen – an lokalen Angeboten wie etwa von Vereinen oder Kirchengemeinden teilnehmen. So wird die Beziehung zum Quartier aufgebaut bzw. erhalten. “

„Uns ist eine stabile und freundliche Versorgung, in der der Mensch und seine individuellen Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen, wichtig“, so Michael Borner, ebenfalls für Sozialpolitik zuständiges Fraktionsmitglied. „In der ambulanten Pflegegemeinschaft ist genau dies der Fall: Es kann gut auf die individuellen Bedürfnisse eingegangen werden – ohne die Überforderung, wie sie oft bei privater Pflege entsteht.“

Nach dem Wohn-, Teilhabe- und Pflegegesetz (WTPG) wird seit 2014 die „ambulant betreute Wohngemeinschaft“ in Baden-Württemberg rechtlich anerkannt und unterstützt. Die neu geschaffene „Fachstelle ambulant unterstützte Wohnformen“ des Landes geht von einem hohen Bedarf an solchen Angeboten aus.

Auch die Umfrage „Generation 55 Plus in Karlsruhe 2015“ kam zu dem Ergebnis, dass sich ein hoher Prozentsatz der Befragten die Versorgung in einer wohngruppenähnlichen Einrichtung bei eigener Pflegebedürftigkeit vorstellen kann. „Dieses Ergebnis zeigt uns, dass jetzt und künftig im deutlich steigenden Maß ein Bedarf an ambulant betreuten Pflegewohngruppen besteht“, so Anlauf und Borner. „Die eine Pflegewohngruppe die demnächst von der Heimstiftung in Grötzingen eröffnet wird, reicht bei weitem nicht aus. Wir brauchen eine dritte Säule im Karlsruher Pflegebereich, welche die private Pflege und Pflege in Heimen ergänzt.“

Verwandte Artikel