Masterplan für den Waldumbau und den Erhalt der Straßenbäume

Antrag

  1. Die Stadtverwaltung erstellt einen Bericht, wie viele und welche Waldflächen in den letzten 10 Jahren weggefallen sind bzw. aufgrund bestehender Planungen noch wegfallen sollen. Es wird dargestellt, wo die Waldflächen jeweils ersetzt wurden bzw. werden. Außerdem wird die Entwicklung der Stadtbäume (Anzahl, Alter) über die letzten 10 Jahre in einer Übersicht dargestellt.
  2. Die Stadtverwaltung berichtet außerdem über die klima- und trockenheitsbe-dingte Entwicklung der Baumschäden und des Baumverlusts sowie das künftige Risikopotential für den Wald und die Stadtbäume.
  3. Die Stadtverwaltung ermittelt potenzielle zusätzliche Standorte für eine Auswei-tung von Waldflächen und für zusätzliche Stadtbäume.
  4. Sie erarbeitet einen Masterplan für den Waldumbau und den künftigen Einsatz von Stadtbäumen mit dem Ziel, den Wald und die Stadtbäume unter den Be-dingungen von Klimaerwärmung und damit einhergehender Trockenheit zu er-halten. Sie stellt überschlägig die zu erwartenden zusätzlichen Kosten für kurz- mittel- und langfristige Erhaltungs- Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen dar.
  5. Folgende Entwicklungsaspekte sollen im Masterplan berücksichtigt werden:
    • Weiterentwicklung natürlicher Baumgesellschaften mit gezielter Förderung zukunftsfähiger einheimischer Baumarten;
    • Naturschonende mechanische Verfahren zur Verhinderung der Ausbreitung von Neophyten;
    • Bodenschutz durch schonende Verfahren, u. a. Einsatz von Rückepferden bei der Waldarbeit;
    • Erprobung und Einsatz von biotechnischen Verfahren zur Abwehr von Sekundärschäden wie Borkenkäfer und Pilzbefall ohne Verwendung von Bioziden;
    • Kooperationen mit dem Staatswald, um einheitliche Vorgehensweisen bei allen Maßnahmen zum Erhalt des Waldes zu ermöglichen;
    • Angebote von Beteiligungsformaten für die Zivilgesellschaft (u. a. Hoch-schulen, Bürgervereine, Umweltverbände, interessierte Bürger*innen).

Sachverhalt/Begründung

Für die Lebensqualität der Menschen in unserer Stadt sind die Wälder und Stadtbäume von existenzieller Bedeutung. Sie tragen erheblich zu einem gesunden Stadtklima bei und beeinflussen dabei insbesondere das lokale Klima. Sie sorgen für Frischluftströme, spenden Schatten und sorgen für Abkühlung durch Verdunstung. Für den Erhalt der Biodiversität von Flora und Fauna sind sie unver-zichtbar. Nicht zuletzt verhindert der Erhalt der Wälder zusätzliche CO2-Emissionen in die Atmosphäre.

Umso bedrohlicher sind die Folgen der klimabedingten Trockenheit der letzten Jahre. Die Schäden der Bäume durch die extreme Trockenheit, Hitzeperioden sowie Orkane nehmen dramatisch zu. Die Bäume verlieren zunehmend ihre Widerstandsfähigkeit und sind anfällig für Sekundärschädlinge wie Schadinsekten (Borkenkäfer) und Pilzbefall, die in den meisten Fällen Absterben zur Folge haben. Die Entnahme der Bäume im Wald führt zu mehr Lichteinfall und beschleunigt das Ausbreiten von invasiven Neophyten wie der Spätblühenden Traubenkirsche.

Unsere vielfältigen Karlsruher Waldökosysteme müssen deshalb so gestärkt werden, dass sie widerstandsfähiger gegenüber klimatischen Veränderungen und witterungsabhängigen Extremsituationen werden. Mit unserem Antrag bitten wir die Stadtverwaltung um Berichterstattung und beauftragen sie, einen Masterplan zu erarbeiten, der sowohl die Handlungsperspektiven als auch die erforderlichen finanziellen Mittel für die Umsetzung beinhaltet. Dies ist die Voraussetzung, dass wir im nächsten Doppelhaushalt 2021/22 die erforderlichen Mittel für den klimaangepassten Waldumbau bereitstellen können. Es sollte wegen der Dringlichkeit aber schon vorher möglich sein, bei Bedarf zusätzliche Mittel zur Verfügung zu stellen, ggf. überplanmäßig. Wir gehen davon aus, dass die Zusagen von Bund und Land, erhebliche Summen für den Waldumbau zur Verfügung zu stellen, auch eingehalten werden und uns dabei unterstützen.

Wir begrüßen es, dass die Stadtverwaltung regelmäßig in den gemeinderätlichen Ausschüssen und in die Medien über den Ernst der Lage berichtet und die besorgten Bürger*innen bei öffentlichen Veranstaltungen und Waldbegehungen über den bedrohlichen Zustand der Bäume informiert. Sie unternimmt große Anstrengungen beim Bewässern der Jungbäume und bittet die Bürger*innen um ergänzende Unterstützung. Auch sie hält wie wir GRÜNE einen längerfristigen Waldumbau für notwendig. Sie benennt Ziele wie Erhöhung der Artenvielfalt, Einsatz hitzeresistenter Baumarten sowie Entfernen invasiver Arten und verweist auf erhebliche zusätzliche Ressourcen.

Dieser Antrag soll dazu beitragen, dass sie die notwendige Unterstützung aus dem Gemeinderat für umfassende konzeptionelle Vorbereitungen und die Akzeptanz für den finanziellen Mittelbedarf dazu erhält.

Unterzeichnet von:

Renate Rastätter, Dr. Clemens Cremer, Zoe Mayer, Johannes Honné, Christine Weber

Der Antrag wurde unter TOP 35 der Gemeinderatssitzung vom 24. September 2019 behandelt.

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