Mehr Qualität und Flexibilität für die Ganztagsgrundschulen

Antrag

  1. Die Stadtverwaltung erarbeitet ein Konzept für die Verbesserung der pädagogischen Qualität sowie der zeitlichen Flexibilität des Ganztags, um die Akzeptanz für die Ganztagsgrundschulen zu stärken und um den individuellen Betreuungsbedürfnissen der Eltern besser gerecht zu werden.
  2. Sie entwickelt dazu geeignete Instrumente und Maßnahmen und berücksichtigt dabei auch folgende Vorschläge:
    • Förderung der Bildung von separaten Zügen an den Ganztagsgrundschulen zur Vermeidung von Mischklassen
    • Zulassung von Ganztagsgrundschulen mit verringerter Zeitdauer z. B. nur 7 Stunden statt 8 Stunden oder Reduzierung auf drei Tage in der Woche mit einer ergänzenden flexiblen Betreuung. Dazu soll geprüft werden, an welchen bestehenden oder neuen Standorten eine dreitägige Ganztagsgrundschule sinnvoll ist und gewünscht wird
    • stufenweise Umwandlung bestehender Ganztagsgrundschulen von der Wahlform in die verbindliche Form durch besondere Anreize, etwa mehr Kooperationen mit Vereinen und besondere AG-Angebote.
  3. Sobald das Konzept vorliegt, wird es im Schulbeirat beraten und in Absprache mit den Schulen umgesetzt.

Sachverhalt/Begründung

In den letzten Jahren ist der Ausbau der Ganztagsgrundschulen in Karlsruhe erfolgreich verlaufen. Von den 48 Grundschulen sind 21 zu Ganztagsschulen weiterentwickelt worden, davon zwei in der verbindlichen Form. Sie tragen verlässlich zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Eltern bei, verbessern die Bildungschancen der Kinder und führen zu mehr Bildungsgerechtigkeit. Dies gilt insbesondere für Kinder mit Migrationshintergrund und für Kinder aus bildungsbenachteiligten Familien, bei denen immer noch ein enger Zusammenhang zwischen Herkunftsfamilie und Bildungserfolg besteht.

Deshalb ist es unser Ziel, angesichts des weiter steigenden Betreuungsbedarfs den Ausbau von Ganztagsschulen zu fördern. Dafür ist mehr Qualität und Flexibilität der Ganztagsgrundschulen erforderlich.

Das in Karlsruhe eingeführte Modell der schulischen Zeitdauer von vier Tagen à 8 Stunden hat sich bewährt und soll grundsätzlich beibehalten werden. Für viele Eltern ist diese verbindliche Zeitdauer für ihr Kind aber zu lang. Deshalb soll die Zulassung von alternativen Zeitmodellen geprüft werden, etwa mit drei Tagen à sieben oder acht Stunden. Bei sieben Stunden würde der verbindliche Schultag um 15 Uhr statt um 16 Uhr enden. Mit einer ergänzenden freiwilligen Betreuung und einem freiwilligen vierten Nachmitttag mit Kooperationen mit Vereinen oder durch die schulischen Erzieher*innen könnte den Wünschen und Bedürfnissen vieler Eltern nach mehr Flexibilität Rechnung getragen und die Akzeptanz für die Ganztagsschule verbessert werden.

Ein Kritikpunkt der Eltern sind die Mischklassen, bei denen der gesamte Unterricht auf den Vormittag konzentriert werden muss. Auch wenn die Schulen bestmögliche Konzepte entwickeln, bleibt die Rhythmisierung des Ganztags weitgehend auf der Strecke.

Unter Einbeziehung der staatlichen Schulverwaltung soll geprüft werden, ob es möglich ist, grundsätzlich separate Halbtagszüge und Ganztagszüge einzurichten. Damit könnte die im Schulgesetz vorgeschriebene Rhythmisierung als wichtiges Qualitätsmerkmal der Ganztagsschule vollumfänglich umgesetzt werden. Es würde allerdings bedeuten, dass Beschränkungen bei der Klassenbildung in Kauf genommen werden müssen.

Eine große Herausforderung ist die notwendige Entwicklung zu verbindlichen Ganztagsschulen. Dazu liegt bereits ein Beschluss des Gemeinderats vom 27.06.2017 vor. Leider ist diese Umstellung bislang nur an der Heinrich- Köhler-Grundschule in Rintheim erfolgt. Die Grundschule am Wasserturm war von Anfang an eine verbindliche Grundschule. Jetzt muss aus Sicht der Grünen intensiv daran gearbeitet werden, dass der Ausbau Schritt für Schritt in den nächsten Jahren erfolgt. Dazu müssen besondere Anreize gesetzt werden; etwa durch mehr AGs und die Möglichkeit, bei Bedarf den Ganztag auf drei Tage zu beschränken. Mit verbindlichen Ganztagsschulen kann die Qualität der Ganztagsschulen am besten erreicht werden. Sie ermöglicht eine stabile Klassenbildung, der Schultag kann rhythmisiert werden und die soziale Integration gelingt am besten.

Unterzeichnet von:

Renate Rastätter,  Benjamin Bauer,  Christine Großmann,  Dr. Iris Sardarabady,  Jorinda Fahringer,  Verena Anlauf, 
Zoe Mayer, Aljoscha Löffler

Info:

Nach Landesrecht sind vier unterschiedliche Varianten möglich:

– vier Tage à acht Stunden

– vier Tage à sieben Stunden

– drei Tage à acht Stunden

– drei Tage à sieben Stunden

Die Anzahl der zusätzlichen Lehrerstunden variiert je nach Zeitmodell.

Die Stadt Karlsruhe unterstützt die Ganztagsschulen mit Erzieher*innen für die Betreuungszeiten mit 60 % je Ganztagszug.

Der Antrag wurde unter TOP 32 bei der Gemeinderatssitzung vom 18. Februar 2020 beraten.
Stellungnahme der Stadtverwaltung und Protokoll

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