Chancengleiche Medienausstattung für Schüler*innen und Schulen im digitalen Heimunterricht

Anfrage:

  1. Welche Erkenntnisse hat die Verwaltung zu bestehenden Problemen bei der häuslichen Ausstattung mit digitalen Endgeräten (insbesondere Computer, Laptop oder, Tablet) sowie der Internetanbindung von Schüler*innen in Karlsruhe?
  2. Sind der Stadt Initiativen oder Angebote in Karlsruhe oder von Landesseite bekannt, die darauf ausgerichtet sind, in entsprechenden Mangelsituationen zu unterstützen? Wenn ja, bestehen bereits Kooperationen oder Unterstützungsangebote von Seiten der Verwaltung?
  3. Welche Möglichkeiten sieht die Verwaltung, mit eigenen Ressourcen (z.B. aktuell ungenutzte Laptops und Tablets an den Karlsruher Schulen), in Zusammenarbeit mit dem Stadtmedienzentrum oder mit privatwirtschaftlichen Partner*innen schnell und unkompliziert Haushalte mit fehlender technischer Ausstattung oder Internetanbindung in der aktuellen Situation z.B. durch Leihangebote zu unterstützen?
  4. Sieht die Verwaltung Möglichkeiten, den Karlsruher Schulen in der aktuellen Situation zusätzliche Software zum kollaborativen Arbeiten (z.B. Microsoft Office 365 mit Teams) zur Verfügung zu stellen und ggf. mit externen Partner*innen die Einrichtung zu unterstützen? Welche Kosten würde diese Implementierung verursachen?
  5. Wie kann die Stadt sozial benachteiligte Eltern von Grundschulkindern unterstützen, denen aktuell hohe zusätzliche Kosten durch ein großes Druckaufkommen von digital zugesendeten Aufgabenblättern entstehen? Besteht die Möglichkeit, aktuell wegfallende Kostenstellen wie z. B. die Kopierkosten an den Schulen, zu diesem Zweck einzusetzen?

Sachverhalt/Begründung

Mit dem stufenweisen Wiedereinstieg in den Schulbetrieb ab 4. Mai 2020 wird eine angemessene technische Ausstattung aller Schüler*innen zur Teilnahme am digitalen Unterricht von zuhause aus in ihrer Notwendigkeit deutlich zunehmen. Während in der Phase vor Ostern und in den restlichen April-Wochen das schulische Angebot an vielen Stellen einen unverbindlicheren Charakter hatte, ist davon auszugehen, dass nun auch wieder zunehmend neuer Unterrichtsstoff im Zuge des digitalen Unterrichts vermittelt wird, der nachhaltige Relevanz für den Lernerfolg der Schüler*innen haben wird.

Selbst bei einem zunehmend regulär verlaufenden Schulbetrieb wird die digitale Unterrichtsversorgung für Schüler*innen in häuslicher Quarantäne oder als Teil einer Risikogruppe auch auf lange Sicht von großer Bedeutung bleiben. Digitale Ausstattung mit technischen Endgeräten wie PC, Laptop oder Tablet sowie eine zuverlässige Internetanbindung sind daher elementarer Bestandteil einer chancengleichen Beschulung in Zeiten der Corona-Krise. Smartphones eignen sich aufgrund ihrer geringen Größe nur sehr bedingt zum produktiven Arbeiten. Daher sind Unterstützungsangebote für Eltern mit mehreren Kindern oder sozial benachteiligte Familien von größter Bedeutung.

Die Stadt Karlsruhe kann hierbei auf vielen Ebenen Unterstützung leisten. Zum einen sollten bereits bestehende Angebote und Initiativen innerhalb der Stadt oder z.B. von Seiten des Landes gebündelt, unterstützt und in der Stadtgesellschaft beworben werden. Zudem sollten die bereits bestehenden ungenutzten Ressourcen in dieser besonderen Ausnahmesituation schnell und unkompliziert für Personen mit entsprechendem Bedarf mobilisiert werden, sofern dies nicht bereits geschehen ist. Dabei könnten z.B. aktuell ungenutzte Laptops oder Tablets, die an den Schulen mitunter in Klassensätzen vorhanden sind, für die Dauer der Krise für den Verleih umgenutzt werden. Zum anderen sollte die Verwaltung die Möglichkeiten ihrer vielfältigen Partner*innen wie dem Stadtmedienzentrum oder Unternehmen aus der Privatwirtschaft nicht ungenutzt lassen und in Kooperationen eintreten, um weitere Leihangebote zu schaffen. Auch das mitunter immens gesteigerte private Druckaufkommen von Aufgabenblättern besonders im Grundschulbereich stellt sozial benachteiligte Eltern angesichts der hohen Preise für Druckerpatronen und -toner vor finanzielle Probleme. Hier könnte mit den eingesparten Mitteln durch die aktuell wegfallenden Kopien an den Schulen weiter unterstützt werden.

Auch auf Seiten der Schulen, denen es aktuell häufig an zuverlässigen und funktional umfassenden Softwarelösungen für den digitalen Unterricht fehlt, könnte eine Kooperation aus Verwaltung und privaten Anbietern unterstützend wirken und gegebenenfalls kurzfristig entsprechende Software zum kollaborativen Arbeiten (z.B. Microsoft Office 365 mit Teams) bereitstellen – sofern der Gemeinderat die außerplanmäßigen Mehrausgaben bewilligt. Diese Implementierung könnte auch schrittweise, bei den höheren Klassenstufen der Sekundarstufe beginnend, erfolgen.

Unterzeichnet von:

Benjamin Bauer, Zoe Mayer, Renate Rastätter,  Christine Großmann,  Dr. Iris Sardarabady, Verena Anlauf, Christina Bischoff

Die Anfrage wurde auf der Gemeinderatssitzung am 26.05.2020 unter TOP 53 beraten.

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