Grüne sorgen sich um Kinder- und Jugendschutz in Corona-Krise

Durch eine Anfrage im Gemeinderat will die Grüne Fraktion Auskunft über das leibliche und seelische Wohl von Kindern und Jugendlichen in Karlsruhe während der Corona-Krise erhalten. Zudem soll die Verwaltung über laufende und geplante Maßnahmen berichten, die der Sichtbarmachung und Aufarbeitung von erlebten Gewalttaten dienen. Hintergrund der Anfrage sind Berichte über die dramatische Zunahme von Fällen häuslicher wie sexueller Gewalt an Frauen und Kindern, die in den vergangenen Wochen im Zuge der Kontaktbeschränkungen und Schließungen von Kitas und Schulen bei der Heidelberger Gewaltambulanz verzeichnet wurden.

 „Wenn eine nahegelegene Großstadt eine Verdoppelung bis Verdreifachung solcher Übergriffe binnen weniger Wochen meldet, dann müssen bei uns alle Alarmglocken läuten. Die Maßnahmen zum Schutz vor Infektionen dürfen nicht dazu führen, dass Kinder und Jugendliche sexueller und körperlicher Gewalt schutzlos ausgeliefert sind“, mahnt Stadtrat Benjamin Bauer, Sprecher für Familien, Kinder und Jugend der Grünen Gemeinderatsfraktion.

Auf Anfragen der Fraktionen SPD und FDP hin hatte die Stadtverwaltung mitgeteilt, dass in Karlsruhe bisher keine Zunahme von Fällen häuslicher Gewalt an Frauen feststellbar sei. Auf die Situation von Kindern und Jugendlichen ging die Antwort jedoch nicht ein. „Aus unserer Sicht ist es nun geboten, genauer hinzuschauen“, merkt Stadträtin und Fachsprecher*innenkollegin Jorinda Fahringer an. „Die großen Unterschiede zwischen den gemeldeten Zahlen sind zumindest erklärungsbedürftig und Anlass genug, unsere Systeme zur Aufklärung und Aufarbeitung jener Gewalttaten auf den Prüfstand zu stellen.“

Durch die Schließungen von Kitas und Schulen hat sich die Situation in den Familien über die vergangenen Wochen hinweg vielfach verschärft. Betreuer*innen und Lehrkräfte haben durch den fehlenden Kontakt kaum Möglichkeiten, Fälle häuslicher Gewalt zu erkennen und anzuzeigen. „Das Leid der Betroffenen bleibt so häufiger als sonst im Verborgenen“, warnt die stellvertretende Fraktionsvorsitzende und Schul- und Kitasprecherin der Fraktion, Stadträtin Renate Rastätter und fügt hinzu: „Umso wichtiger ist es jetzt, dass die Kitas Ende Juni wieder für den Regelbetrieb geöffnet werden.“ Grundsätzlich wichtig seien daher funktionierende Warnsysteme, um Kinder und Jugendliche auch in Krisenzeiten hinreichend zu schützen, so die Grünen.

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