Barrierefreie Räume für Hausärzt*innen-Gemeinschaften bereitstellen

Antrag – zur öffentlichen Vorberatung im Fachausschuss

  1. Die Stadtverwaltung organisiert ein Vernetzungstreffen und kümmert sich um einen Austausch zum Thema barrierefreie Räumlichkeiten für Gemeinschaftspraxen.
  2. Dabei sollen Möglichkeiten gefunden werden, die den steigenden Bedarf für entsprechend große Gemeinschaftspraxen in Karlsruhe besser erfüllen, um eine ausreichende medizinische Versorgung mit Hausärzt*innen und Kinderärzt*innen wohnungsnah in allen Stadtteilen sicherzustellen.
  3. Die Stadtverwaltung lädt dazu die großen Wohnungsbauträger*innen, Vertreter*innen der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, Ärzt*innen, Vertreter*innen der Immobilienwirtschaft sowie die städtische Fächer GmbH ein, ihre Ideen bei der Vernetzung einzubringen.
Begründung/Sachverhalt

Wohnortnahe Haus- und Kinder-Ärzt*innen sind ein wichtiger Bestandteil der gesundheitlichen Grundversorgung. In Karlsruhe gibt es allerdings einen deutlich steigenden Mangel an Hausärzt*innen und die Praxen sind sehr ungleich über das Stadtgebiet verteilt. Beunruhigend ist die Perspektive: 35 % der Hausärzt*innen sind mindestens 60 Jahre alt. Diese Befunde wurden durch die Gesundheitskonferenz der Stadt zu diesem Thema am 13. Juli 2022 deutlich.

Verschärft wird das Problem durch den schwindenden Nachwuchs in der niedergelassenen Ärzteschaft und dem abnehmendem Wunsch der jungen Ärzt*innen nach einer Einzelpraxis. Dies erschwert es, eine Nachfolge zu finden oder macht es gar unmöglich.

Hierzu braucht es neue Lösungen und größere Praxen könnten dies sein, siehe hier: https://www.bosch-stiftung.de/de/presse/2021/05/2035-fehlen-deutschland-rund-11000-hausaerzte-experten-empfehlen-den-aufbau-von

Die Gesundheitskonferenz machte deutlich, dass jüngere Ärzt*innen nicht mehr bereit sind, die alleinige Verantwortung für eine Praxis zu übernehmen.
Sie wünschen sich ausreichend große Räume für eine Gemeinschaftspraxis, um die ausufernde Arbeitszeit in einer Einzelpraxis zu begrenzen und einen Ausgleich zwischen Familie und Beruf schaffen zu können.

Der Praxismangel unter den Hausärzt*innen wird mit dem demographischen Wandel jedes Jahr bedeutsamer. Die Anzahl alter Menschen nimmt in hohem Tempo zu. Alte Menschen suchen ihre Hausärzt*innen häufiger auf. Wenn deren Praxis nicht barrierearm ist, werden vermehrt Hausbesuche nötig. Dies ist den Hausärzt*innen aber oft zeitlich nicht möglich und damit eine gesundheitliche Versorgung gefährdet.

Der Antrag setzt an dem Problem an, dass die meisten Praxisräume zu klein für Gemeinschaftspraxen sind und zudem häufig nicht barrierefrei.

Die Stadt Karlsruhe kann die Situation verbessern, indem sie fördert, dass gut geeignete Räume für Gemeinschaftspraxen gesucht, mitgeplant und angeboten werden. So könnte z.B. jetzt noch der bereits bestehenden Ärzt*innenmangel in Mühlburg durch die im Bau befindliche Siedlung in Daxlanden behoben werden, indem dort Räume für Arztpraxen vorgesehen werden.

Durch unseren Antrag wollen wir Praxisübernahmen bzw. Praxisgründungen erleichtern. Verhindert werden soll – wie bereits in anderen größeren Städten geschehen – die Gründung von Praxisketten durch renditeorientierte Kapitalgeber (Private Equity).

Zu dem Vernetzungs- und Austauschtreffen sollen die lokal tätigen Wohnungsbauträger eingeladen werden, die auch an den Akteurstreffen Wohnungsbau teilnehmen, Ärzt*innen und -vertreter*innen sowie Immobilienbesitzer*innen und die städtische Fächer GmbH, denen die Vorteile einer langfristigen Vermietung von Flächen an Arztpraxen aufgezeigt werden kann.

Ein solches Vernetzung- und Austauschtreffen soll die Beteiligten auf die bestehende Problematik aufmerksam machen. Es ist evtl. auch nur einmalig oder in größeren Abständen sinnvoll. Unter „barrierefreien Räumen“ werden auch barrierearme Räume verstanden, die zumindest einen Fahrstuhlzugang haben.

Unterzeichnet von:

Verena Anlauf, Christine Großmann, Niko Riebel, Jorinda Fahringer

Der Antrag wurde am 25. Januar 2023 im Ausschuss für Umwelt und Gesundheit beraten.

Wir freuen uns, dass die Wichtigkeit des Themas von der Stadtverwaltung wahrgenommen wird. Ein erstes verwaltungsinternes Treffen hat bereits stattgefunden. Die Bereitstellung von Arztpraxen soll im Rahmen laufender Geschäftsprozesse aufgegriffen und es sollen Lösungsansätze entwickelt werden.

Wir werden die weitere Entwicklung konstruktiv begleiten.

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