
Karlsruhe ist eine lebendige Wirtschaftsstadt mit Unternehmen aus sehr unterschiedlichen Wirtschaftszweigen wie dem produzierenden Gewerbe, der IT und dem Dienstleistungsbereich. Dennoch blieb die Wirtschaftsentwicklung in den vergangenen zehn Jahren hinter der anderer Großstädte im Land zurück. Vor diesem Hintergrund begrüßen wir, dass die Wirtschaftsförderung der Stadt Karlsruhe eine neue Strategie entwickelt hat. Sie beschreibt zwei Themen als Megatrends: Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Damit greift sie eben die Themen auf, die auch von den Unternehmer*innen in Karlsruhe am häufigsten genannt werden. Leider wurden Nachhaltigkeit und Klimaschutz jedoch nicht in den Kernauftrag der Wirtschaftsförderung übernommen, sondern sind nur sogenannte Querschnittsthemen unter den zu verfolgenden Zielen. Bis 2030 werden aber die Unternehmen und Standorte am besten wachsen, die die Transformation zu nachhaltigen Wirtschaftskreisläufen und zum Klimaschutz konsequent umsetzen. Daher fordern wir, dass die Wirtschaftsförderung die Unternehmen bei dieser Transformation mit voller Kraft unterstützt.
Flächen nachhaltig nutzen
Das Prinzip der Nachhaltigkeit muss auch auf die Flächennutzung angewendet werden. Die Landes-regierung Baden-Württembergs hat eine Netto-Null-Strategie bis 2030 für die Nutzung von Bodenflächen beschlossen. Das bedeutet vereinfacht, dass keine weiteren unversiegelten Flächen mehr bebaut werden dürfen oder es müssen Flächen in gleicher Größe entsiegelt werden. Karlsruhe ist bereits sehr stark urbanisiert und hat im Flächennutzungsplan nur noch wenige Reserven für neue Wohngebiete und neue Gewerbegebiete. Darüber hinaus dürfen keine weiteren Flächen mehr in Anspruch genommen werden, um Karlsruhe als lebenswerte grüne Stadt für die Bürger*innen zu erhalten. Daher muss die Innenentwicklung vorangetrieben werden: Bestehende, schlecht ausgenutzte Gewerbeflächen müssen besser nutzbar gemacht werden. Darüber hinaus wird Karlsruhe Gewerbeflächen auch in die Höhe entwickeln müssen, um den verfügbaren Raum optimal zu verwenden. Eine nur eingeschossige Nutzung von Gewerbegrundstücken ist nicht mehr zeitgemäß.
Gründer*innenzentrum für das Handwerk als Vorbild
Karlsruhe hat im Vergleich zum Umland wenige Handwerksbetriebe. Das führt dazu, dass Handwerker*innen, die in Karlsruhe leben, zu Betrieben im Umland pendeln und für ihre Arbeit dann nicht selten wieder in die Stadt hineinfahren. Die Stadt benötigt also mehr Handwerksbetriebe. Gründer*innen im Handwerk sind besonders auf gut nutzbare Flächen für ihr neues Unternehmen angewiesen. Aus diesem Grund sollte die Stadt die Schaffung eines Gründer*innenzentrums für das Handwerk vorantreiben. Dies bietet Karlsruhe die Chance, ein vorbildhaftes Projekt zu gestalten, bei dem innovative Konzepte für nachhaltiges Wirtschaften realisiert werden. Das fängt dabei an, Produktionsbetriebe übereinander zu bauen und mit Lastenaufzügen zugänglich zu machen. Weiter können nachhaltige Baumaterialien zum Einsatz kommen. Darüber hinaus sollten Angebote wie eine Kindertagesstätte mit realisiert werden. Damit können junge Männer und Frauen gute Bedingungen für die Gründung eines Handwerksbetriebs finden.
Als Grüne setzen wir uns ein für Arbeitsplätze der Zukunft: in sozialer und ökologischer Verantwortung.
Dr. Clemens Cremer,
wirtschaftspolitischer Fachsprecher
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