Zweite Rheinbrücke überdenken

Beitrag für die StadtZeitung von Johannes Honné

Immer wieder fordern interessierte Kreise eine zweite Rheinbrücke für den Autoverkehr. Begründet wird das mit Vorhersagen für eine deutliche Zunahme des Verkehrs auf der bestehenden Brücke, obwohl dort seit Jahren die Verkehrsmenge stagniert. Und es herrsche „ständig Stau“, obwohl selbst in der Hauptverkehrszeit am Morgen der Zeitverlust lediglich rund zehn Minuten beträgt.

Die Zufahrten zu einer neuen Brücke würden aber wertvolle Natur- und Erholungslandschaft beiderseits des Rheins zerstören, die Umgebung verlärmen und durch Zerschneidung entwerten.

Die derzeitige Planung sieht zudem eine Brücke mit direktem Anschluss an die Südtangente vor. Dadurch könnte auf der Pfälzer Seite der sogenannte „Wörther Trog“, die Verknüpfung von Südtangente / B 10 mit der B 9, umfahren werden, so dass dieser demnächst einfacher saniert werden kann. Und bei einer Vollsperrung der bestehenden Brücke wäre eine Umfahrung über die zweite Brücke möglich. Aber wie wahrscheinlich ist es, dass die Brücke voll gesperrt werden muss? Die anstehende Sanierung der Fahrbahn wird vor dem Neubau geschehen müssen, so dass sie nicht als Begründung dienen kann. Verkehrlich würde eine solche neue Brücke keinen Sinn machen, weil ihr Verkehr sich bereits am Ölkreuz, also kurz nach der bestehenden Brücke, wieder in die Südtangente ergießt, die ja der Engpass und damit der Grund für den morgendlichen zähfließenden Verkehr ist.

Dann gibt es die Überlegung, den Anschluss der Brücke bis zur B 36 zu verlängern. Diese Straße ist aber in der Hauptverkehrszeit bereits jetzt gut ausgelastet; vor allem die stadteinwärts führende Fahrspur kann keinen zusätzlichen Verkehr aufnehmen. Also ist auch diese Verbindung verkehrlich wenig sinnvoll, würde aber weitere Natur- und Erholungsflächen zerstören.

Die Verkehrsbelastung von Knielingen würde durch eine zweite Rheinbrücke mit Verlängerung zur B 36 geringer werden. Allerdings lehrt die verkehrsplanerische Erfahrung, dass solche Entlastungen meistens innerhalb weniger Jahre durch steigendes Verkehrsaufkommen wieder ausgeglichen werden. Diese Entlastung würde also wahrscheinlich nicht lange anhalten, die Zerstörung der Grünbereiche wäre dagegen endgültig.

Die GRÜNE-Fraktion wird sich weiter gegen sinnloses Zubetonieren der Landschaft stemmen.

Übrigens: Alle Probleme wären gelöst, wenn im morgendlichen Berufsverkehr 600 Personen auf die parallel fahrenden Bahnen umsteigen würden – die sind nur zu 70 % besetzt.

Johannes Honné

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