Nachhaltige Mobilität statt Straßenbau

Beitrag für die Stadtzeitung von Aljoscha Löffler

Die Umfahrung Hagsfeld wäre ein Dinosaurier der Verkehrspolitik. Über Jahrzehnte wurde auf Staus und zunehmenden Autoverkehr damit reagiert, weitere Straßen zu bauen. Vielfach mit dem Ergebnis, dass es auch auf den zur Entlastung angelegten Umgehungsstraßen zu Staus kam und die Autos wieder durch die Ortschaften schleichen. Solche Straßen ziehen Autoverkehr an und für die betroffene Bevölkerung wird letztendlich nichts erreicht. Es werden nur zusätzliche Wohngebiete mit Lärm und Abgasen belastet.

Zweifelhafter Nutzen

Die vorliegende Verkehrsuntersuchung zeigt, dass den Menschen in Hagsfeld mit einer Umfahrung wenig geholfen wird. Die erwartete Verringerung des Autoverkehrs soll auf den am stärksten belasteten Straßen 15 bis maximal 30 Prozent betragen, da der Durchgangsverkehr nur einen geringen Anteil des gesamten Verkehrs ausmacht. Mit den verbleibenden mindestens 8.500 Fahrzeugen am Tag würde der Verkehr in Hagsfeld auch in Zukunft weiter stocken. Ebenso wäre die erreichbare Lärmreduktion so gering, dass sie für die Menschen nicht wahrnehmbar ist.
Es ist insgesamt fraglich, ob das Land eine solche Umgehung überhaupt bezuschussen würde. Allen Befürworter*innen dieses Projektes muss klar sein, dass die Stadt Karlsruhe im Zweifel sämtliche Kosten – egal ob Brücke oder Trog – tragen müsste.

Stadtnahe Grünflächen erhalten

Der Bau einer solchen Umfahrung ist angesichts des hohen Verbrauchs von Beton mit Blick auf das globale Klima ein vollkommen falscher Schritt. Die Dimensionen einer Brücke oder eines Trogs, der mit zusätzlichen Betonschichten im Grundwasser gehalten werden muss, sind enorm und verbrauchen für eine solch kurze Straße unverhältnismäßig viel Energie und Ressourcen. Beide Varianten schaden dem Mikroklima vor Ort, da die geplante Trasse einen Grünstreifen durchschneidet, der für die Menschen einen wertvollen Erholungsraum darstellt. Zusätzlich würden Lebensräume für verschiedene Tier- und Pflanzenarten zerstört und zubetoniert.

Nachhaltige Mobilität fördern

Die zugrunde gelegten Verkehrsprognosen gehen von kontinuierlich steigenden Fahrzeugzahlen bis 2030 aus. Im Sinne des Klimaschutzes muss Karlsruhe aber mindestens die Ziele des Landes erreichen. Diese beinhalten eine Verringerung um mindestens ein Drittel der Autos auf den Straßen der Stadt. Dies geht nur durch Umstieg auf andere Verkehrsmittel – eine Stärkung von Bus und Bahn sowie dem Rad- und Fußverkehr sind in Hagsfeld und in der gesamten Stadt notwendig.

Als GRÜNE wollen wir erreichen, dass den Menschen ein Umstieg leichter fällt. Es liegt nahe, die Angebote bei Bus und Bahn auszubauen und dabei Taktverdichtungen und neue Verbindungen zu schaffen. Ebenso schreitet der Bau der Radrouten durch Hagsfeld noch zu schleppend voran. Bessere Angebote richten sich vor allem an die Hagsfelder Bevölkerung, aber auch an die Menschen in den umliegenden Stadtteilen und Gemeinden. Dadurch kann der Ziel- und Quellverkehr verringert werden, der nach den Verkehrsuntersuchungen den Großteil des Verkehrs dort ausmacht. Viele dieser Maßnahmen sind schon lange bekannt, scheitern im Gegensatz zur geplanten Umgehungsstraße am Umsetzungswillen; teilweise unter Verweis auf hohe Kosten. Dies ist bei Kosten für die Umgehung von deutlich über 50 Millionen Euro scheinheilig. Es ließen sich mit weniger Geld vielfältige und wirksamere Maßnahmen finanzieren.

Aljoscha Löffler, Fraktionsvorsitzender und Sprecher für Mobilität
.

.

 
 

Verwandte Artikel